Schluss mit Schmerzen? - Der intelligente Laufschuh Christian Riedel

Schluss mit Schmerzen? - Der intelligente Laufschuh

  • Christian Riedel
Viele Läufer bekommen durch ihren Sport Probleme. Besonders häufig betroffen sind Schienbein, Knie und Achillessehne. Oft liegt es an schlecht passenden Laufschuhen und damit verbundenen Fehlbelastungen, wenn Schmerzen auftreten. Damit das in Zukunft nicht mehr so leicht passiert, entwickeln Stuttgarter Sportwissenschaftler einen intelligenten Laufschuh.

Jeder Mensch ist anders und jeder Mensch hat auch individuell einzigartig geformte Füße. Leider gibt es nicht für jeden Läufer auch die idealen Schuhe. Zumindest muss man lange suchen, bis man ein passendes Paar findet. Und die Garantie, dass man keine Probleme darin bekommt, hat man auch nicht. Wenn die Schuhe nicht richtig passen, sind Probleme vorprogrammiert. Und je mehr man läuft, desto größer wird die Gefahr, dass sich lauftypische Probleme wie das Schienbeinkantensyndrom, das Läuferknie oder chronische Schmerzen in der Achillessehne entwickeln. Erschwerend kommt hier hinzu, dass diese Symptome durch eine dauernde Fehlbelastung langsam entstehen und nicht plötzlich auftreten. Daher dauert es auch lange, bis man die Schmerzen wieder in den Griff bekommt. Dieser Problematik wollen Sportwissenschaftler des Instituts für Sport- und Bewegungswissenschaft (Inspo) der Universität Stuttgart nun Einhalt gebieten: mit intelligenten Laufschuhen.

In Zusammenarbeit mit dem Prüf- und Forschungsinstitut Pirmasens (PFI) arbeiten die stuttgarter Wissenschaftler an einem „Smart Shoe“. Dieser soll eigene Sensoren haben, die den Läufer davor warnen, wenn es zu einer Fehlbelastung kommt. Das Besondere daran ist, dass die intelligenten Schuhe den Sportler schon während des Laufens auf eine mögliche Fehlbelastung hinweisen können.

Prof. Wilfried Alt vom Inspo erklärt die Idee, die dahinter steckt: „Unser Part dabei ist es, zu untersuchen, was am und im Schuh gemessen werden muss, um die Überlastung zu signalisieren.“ Dafür untersuchen Alt und sein Team, zu welchen Fehlbelastungen es in Abhängigkeit von der individuellen Gelenkanatomie kommen kann. Unter anderem soll der Smart Shoe die Geschwindigkeit messen können, mit der sich das Sprunggelenk bewegt und welche Auswirkungen diese Bewegung auf die Achillessehne haben kann.

Zu groß, zu schwer


Momentan befindet sich der Smart Shoe noch im Pilotprojekt. In der aktuellen Studienphase werden verschiedene Läufer verkabelt und anschließend werden im Labor die Daten gemessen, die der Smart Shoe in Aktion misst. Als problematisch für den Feldeinsatz erweisen sich noch die Größe und das Durchhaltevermögen der Sensoren. Denn aktuell sind die Komponenten noch zu groß und die Lebensdauer ist zu gering, als dass der intelligente Laufschuh in Produktion gehen könnte. Auch das Gewicht ist noch ein Problem. „Der Läufer sollte das zusätzliche Gewicht nicht spüren“, erklärt Alt. Sobald das Problem mit der Sensorgröße gelöst ist, gehen die Daten nach Pirmasens, wo dann ein entsprechende Testschuh gebaut werden soll. Für die Sportler samt Schuh geht es dann auf Langstrecken und es wird wieder gemessen. Ziel ist es, am Ende einen Prototypen zu erhalten, der als Vorlage für Schuhsysteme dienen soll, die dann für Sportler, aber auch in der Reha möglichst individuell eingesetzt werden.

Es steht also noch viel Arbeit für die stuttgarter Forscher an. Wenn man bedenkt, wie viele Läufer unter spezifischen Problemen leiden, kann man nur die Daumen drücken, dass das System bald in Serie gehen kann. Denkbar ist auch, die Messdaten auf Knie und Hüfte zu erweitern und so auch hier auf mögliche Fehlbelastungen aufmerksam zu werden. Die Sportwissenschaftler gehen aber bereits einen Schritt weiter. So wäre es denkbar, die Messergebnisse an ein Spezialmaterial im Schuh zu übermitteln, dessen mechanische Eigenschaften sich an den Läufer individuell anpassen und so Fehlbelastungen minimieren.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Wilfried Alt, Institut für Sport- und Bewegungswissenschaft (Inspo) an der Universität Stuttgart, Tel. 0711-685-63186, E-Mail: wilfried.alt(at)inspo.uni-stuttgart.de

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