Größer = Besser? Vor- und Nachteile von 29 Zoll-Mountainbikes istockphoto.com/craftvision

Größer = Besser? Vor- und Nachteile von 29 Zoll-Mountainbikes

  • Marco Heibel
In den USA sind 29-Zoll-Räder seit Jahren etabliert. Obwohl die Bikes mit den großen „Schlappen“ auch auf den deutschen Markt drängen, halten viele Mountainbiker standhaft an ihren 26-Zollern fest. Dabei haben die Twentyniner in vielen Punkten sogar die Nase vorn.

Gleich am Anfang steht ein „Etikettenschwindel“. Genau genommen gibt es nämlich gar keine 29-Zoll-Räder. Vielmehr handelt es sich bei der jüngsten Evolutionsstufe auf dem Mountainbikemarkt um 28 Zoll große Felgen, die erst durch die Dicke des Mantels eine Größe von 29 Zoll erreichen. Doch Spaß beiseite. Traditionalisten beklagen, dass das Fahren auf 29-Zoll-Rädern eher an eine Radtour mit einem City-Bike erinnert, als an einen wilden Ausritt. Das hängt auch damit zusammen, dass Twentyniner in der Regel als Hardtail - also ohne Hinterradfederung - gefertigt werden. Der Grund ist ganz banal: Durch den hohen Radstand bleibt nur wenig Federweg. Doch nicht alles ist schlecht am den Bikes mit den großen "Schlappen".

Vorteile: Schwerpunkt, Traktion, Fahrkomfort


Auf einem 29-Zoll-Bike sitzt der Fahrer gewissermaßen zwischen den Reifen. Der Schwerpunkt ist somit niedriger als bei einem 26-Zoll-Bike, was sich durch einen besseren Grip und ein stabileres Fahrverhalten bemerkbar macht. Messungen haben ergeben, dass die Traktion vor allem beim Bergauffahren deutlich höher ist. Zudem schlucken Twenyniner durch den größeren Radumfang Schlaglöcher, Wurzeln oder andere kleine Hindernisse besser als 26-Zoller. Das erhöht den Fahrkomfort und erlaubt auch auf unebenem Terrain konstante Geschwindigkeiten.

Nachteile: Beschleunigung, Abbremsen, Gewicht


29-Zoll-Räder sind allerdings weniger spritzig, weil man mehr Kurbelumdrehungen benötigt, um auf Tempo zu kommen. Vom allem beim Herausbeschleunigen aus engen Kurven sind die Unterschiede augenfällig. Das liegt nicht zuletzt auch am höheren Gewicht eines Twentyniners. Weiterhin ist das Bremsverhalten einen Tick schlechter als bei den meisten 26-Zollern.

29-Zoll-Bikes: Nische für Einsteiger und Komfortbiker?


Gerade alteingesessene Mountainbiker haben sich viel zu sehr mit dem „klassischen“ 26-Zoll-Rad angefreundet, als dass sie allzu bald bereit scheinen, auf ein 29-Zoll-Mountainbike zu wechseln. Wer allerdings gerade erst mit dem Mountainbiken anfängt oder gesteigerten Wert auf Fahrkomfort legt, dürfte für die immer stärker auf den Markt drängenden 29-Zoll-Bikes empfänglich sein. Ob sich die Räder langfristig durchsetzen, dürfte aber nicht zuletzt davon abhängen, wie viele 26-Zoll-Anhänger sich doch noch vom neuen Konzept überzeugen lassen.

P.S.: Als ob es nicht schon genug Auswahl gäbe, steht mit den 27,5-Zoll-Bikes nun schon die nächste (R)evolution vor der Tür. Inwiefern sich der Kompromiss aus 26- und 29-Zoller durchsetzen wird, bleibt abzuwarten. Hersteller verweisen darauf, dass 27,5 die Vorteile von 29-Zollern haben, deren Nachteile aber minimieren. Hört sich märchenhaft an, aber das tun Herstellerangaben immer. Abgesehen davon dürfte aber kaum ein Mountainbiker bereit bzw. finanziell in der Lage sein, sich parallel bis zu drei verschiedene Bikes zu halten.

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