Die EM-Gruppen im Porträt: Gruppe C picture-alliance; Supercup Gewinner 2011 und Favorit in der Gruppe C: Griechenland

Die EM-Gruppen im Porträt: Gruppe C

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In Gruppe C kämpfen mit Bosnien-Herzegowina, Montenegro, Mazedonien, Kroatien und Griechenland insgesamt fünf Mannschaften von der Balkanhalbinsel um den Einzug in die Zwischenrunde. Äußerst geringe Chancen auf ein Weiterkommen scheint das sechste Team, Finnland, zu haben.

Europameister 2005, vierter Platz 2007 und Bronze bei der letzten Europameisterschaft im Jahr 2009 in Polen – Griechenland war neben Spanien das europäische Schwergewicht der letzten Jahre. Doch im Jahr 2011 vollzieht sich im hellenischen Kader eine Frischzellenkur. Mit Dimitrios Diamantidis, Vassilis Spanoulis, Sofoklis Schortsantitis und Kostas Tsartsaris fehlen vier erfahrene Schlüsselspieler des griechischen Basketballs. Dieses Loch soll vor allem durch eine neue, aufstrebende Generation kompensiert werden. Dabei sollen drei Europameister von Belgrad – Ioannis Bourousis, Nikos Zisis und Antonio Fotsis – helfen, um der jungen Garde um Kostas Koufos, Kostas Papanikolaou und Nick Calathes die nötige Stabilität und Schlagfertigkeit zu verleihen. Griechenland ist in Gruppe C trotz des Generationswandels der Favorit, weil Coach Ilias Zouros ein simples Rezept verfolgt: „Das wichtigste ist, dass wir offensiv wie defensiv als Team zusammenspielen müssen. Unsere Waffe ist die Verteidigung, auf die wir uns konzentrieren müssen, wenn es im Angriff nicht läuft.“

Kroatien hofft nach den erfolgreichen 1990er Jahren (Olympia-Silber 1992, WM-Bronze 1994, EM-Bronze 1993, 1995) wieder an die glorreiche Vergangenheit anknüpfen zu können. Der 19. FIBA-Weltrangliste kam bei den vergangenen drei Europameisterschaften jeweils bis in Viertelfinale. In diesem Jahr fehlt mit Roko-Leni Ukic ein wichtiges Puzzleteil, um die großen Mannschaften ernsthaft zu ärgern. Dennoch ist die Schützengarde um Marko Popovic, Marko Tomas und dem aufstrebenden Youngster Bojan Bogdanovic, immerhin 31. Draft-Pick 2011, nicht zu unterschätzen. Am Brett schlummert mit Ante Tomic ein 2,18 Meter großer Riese, der mit seiner innovativen Spielweise zweifelsfrei dem neuen Prototyp europäischer Center-Spieler (leichtfüßig, athletisch, wurf- und defensivstark) zuzurechnen ist. Mit ihrer robusten Gangart werden die Kroatien ihre Gegner zur Verzweiflung treiben und mit wenig Mühe in die Zwischenrunde einziehen. Das Viertelfinale scheint auch in diesem Jahr nicht unmöglich.

Erst zum zweiten Mal nimmt Montenegro nach der Unabhängigkeit im Jahr 2006 an einer Europameisterschaft teil. 2009 in Polen erreichte die Mannschaft von Coach Dejan Radonjic den zehnten Rang. In Litauen liegt die Messlatte höher, denn nicht 16, sondern erstmals 24 Länder kämpfen um die europäische Krone. Doch das kleine Land an der Adriaküste muss sind keineswegs vor der internationalen Konkurrenz verstecken. Mit Omar Cook und Nikola Pekovic steht ein One-Two-Punch mit NBA-Erfahrung im Aufgebot. Weitere Spieler mit Bekanntheitsgrad sind Milko Bjelica, der einst für die Köln 99ers auflief, und Blagota Sekulic (Berlin). Montenegro ist keineswegs zu unterschätzen, dürfte aber noch etwas grün hinter den sprichwörtlichen Ohren sein: In den Tests vor dem Turnier gab es u.a. einen deutlichen Sieg gegen die Ukraine, zuvor hagelte eine knappe Pleite gegen Gruppenkonkurrent Mazedonien. Auch wenn Montenegro einer kleinen Wundertüte gleicht: Das Scheitern in der Vorrunde wäre eine kleine Überraschung.

Einen Vorteil haben die Finnen gegenüber allen anderen Mannschaften in Gruppe C: Sie sind eingespielt, konnten sie sich doch als eine der letzten beiden Teams (neben Portugal) für die Endrunde in Litauen qualifizieren. Auch ein anderer Faktor ist nicht zu unterschätzen: Es herrscht kein Nationenkampf und Geschimpfe, welche Balkan-Nation über den schöneren Schuss verfüge und erfolgreichsten Basketball spiele. Finnland ist der Außenseiter. Unter der Ägide des ehemaligen DBB-Coaches Henrik Dettmann und mit dem BBL-bekannten Akteur Kimmo Muurinen sowie den erfahrenen Hanno Mottola und Peteri Koponen ist Finnland erstmals seit 2003 wieder bei einer Europameisterschaft dabei. Zwar förderte die kräftezerrende Qualifikation den mannschaftlichen Zusammenhalt, dennoch dürften den Nordeuropäern kaum Chancen auf ein Weiterkommen angerechnet werden – auch wenn sie zweimal die deutsche Nationalmannschaft Anfang August in Hagen knapp besiegen konnten.

Mazedonien
darf in Gruppe C nicht vergessen werden. Vor allem das Tandem um den naturalisierten Aufbau Lester „Bo“ McCalebb und den flexiblen Forward Pero Antic dürfte dem Gegner so einige Male Kopfzerbrechen bereiten. Hinzu kommen solide Werfer, die Mazedonien zu einem äußerst unangenehm zu spielenden Gegner machen – Deutschland kann davon ein Liedchen singen. Dennoch bleibt es utopisch, den Staat aus dem Balkanherzen für die Zwischenrunde einzuplanen. Trotz viel Leidenschaft und Kämpferattitüde dürfte den Mazedoniern aufgrund fehlender Erfahrung und Kadertiefe das Aus in der Vorrunde ereilen.

Bosnien-Herzegowina geht frontcourt-geschwächt in die kontinentalen Titelkämpfe: Nach Ratko Varda vom polnischen Euroleague-Teilnehmer Asseco Prokom hat vor EM-Beginn auch Tübingens Neuzugang Adnan Hodzic auf das Nationalteam verzichtet. Der BBL-Rookie hat bekundet, lieber die Saisonvorbereitung mit den Raubkatzen mitzumachen. Somit fehlen den Bosniern, die erstmals seit 2005 wieder vertreten sind, wichtige Spieler am Brett. Ob die ehemaligen BBL-Profis Edin Bavcic (ehem. Köln) und Kenan Bajramovic (ehem. Berlin) sowie Mirza Teletovic (Caja Laboral), Henry Domercant (Unics Kazan) und Nemanja Gordic (Virtus Roma) die Kastanien aus dem Feuer holen und die Zwischenrunde erreichen können, scheint eher unwahrscheinlich – zu stark sind anderen Basketballnationen vom Balkan.

Thomas Käckenmeister, crossover-online.de

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