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Eric Frenzels Kolumne

Eric Frenzel auf Koreanisch

  • Eric Frenzel
Eric Frenzel berichtet in seiner aktuellen Kolumne über seine Bemühungen über den Sport hinaus, sich gründlich auf die Olympischen Spiele in Südkorea vorzubereiten.
frenzel suedkorea

Ich habe es mir vor meinem Kamin in Flossenbürg gemütlich gemacht und nutze einen ruhigen Moment, um mich auf das Gastgeberland der Olympischen Spiele, Südkorea, einzustimmen. Ich lese über die Schrift des Landes, die im Amtsdeutsch „Hangul“ genannt wird und die der gemeine Südkoreaner gerne mit „Volksschrift“ oder „Unsere Schrift“ umschreibt; sie wurde von König Sejong im Jahr 1446 entwickelt und hat bis heute Bestand. Die Besonderheit dieser Schrift liegt darin, dass einzelne Buchstaben in Schriftzeichen zu Silben zusammengefasst werden, so dass jede Silbe in ein imaginäres Quadrat passt.

Ich bin begeistert von den Schriftzeichen dieser Sprache, das merkt auch die freundliche Dame der Kulturabteilung der Botschaft der Republik Korea in Berlin, der ich einen Tag später von meiner über Nacht gewachsenen Idee einer Wintermütze für meine Fans berichte, auf der mein Name in südkoreanischen Schriftzeichen stehen soll. Sie hält meinen Plan für eine schöne Idee, freut sich immerfort und weist mich darauf hin, dass die Schrift und ihre quadratisch anmutenden Zeichen vom Gitterwerk auf traditionellen koreanischen Türen inspiriert sei. Sie sagt mir zu, bei der Übersetzung meines Namens in südkoreanische Schriftzeichen behilflich zu sein und bedankt sich sehr herzlich, dass ich meinen Namen „in ihrer Schrift“ auf „meine Mütze“ bringen möchte.
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Beseelt von diesem Telefonat, schreite ich zur nächsten Tat und wende mich an ein koreanisches Restaurant in Hamburg, da die Zeit drängt und die Dame der Botschaft mir noch keinen Zeitpunkt benennen konnte, wann sie die Übersetzung schicken könne.

Auch in der freien Wirtschaft treffe ich auf offene Ohren; der Restaurant-Chef freut sich sehr und erzählt, dass die Schriftzeichen Mustern entlehnt sind, die Seidenraupen in Maulbeerblätter fressen. Ich staune über so viel Legendenbildung und bedanke mich für die Zusage des Hamburgers, mir zu helfen.

Nach diesen netten Gesprächen wächst meine Neugierde auf das Aussehen meines Namens in der Schrift. Ich fahnde nach koreanischen Mitstudenten an meiner Hochschule und überlege auch, ob mein japanischer Kombinierer-Kollege Akito Watabe in Sachen Südkorea behilflich sein kann.

Zuletzt greife ich zum Hörer und kontaktiere ein Marburger Übersetzungsbüro. „schwindack translations“ hat zwar im Koreanischen nicht seinen Arbeitsschwerpunkt, verspricht aber spontan und honorarfrei maximale Mithilfe. Nach dreizehn Minuten kommt die Nachricht aus der altehrwürdigen Universitätsstadt. Minuten später finde ich die Nachrichten aus Hamburg und Berlin.
Ich verneige mich vor der Hilfsbereitschaft der Koreaner und freue mich, dass „ihre Schrift“ nun auch „meine“ ist.

Heute setze ich meine Mütze auf und verneige mich vor unseren Gastgebern.

Herzlichst
에릭 프렌첼

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