Ruhe vor dem Sturm – Eric Frenzels Kolumne Getty Images

Ruhe vor dem Sturm – Eric Frenzels Kolumne

  • Eric Frenzel
Ich bin zum Vorbereitungslehrgang auf die Weltmeisterschaft in Oberstdorf eingetroffen. Hier im Allgäu soll sich unser Team auf die Wettkämpfe einstimmen. In den nächsten Tagen wird der Fokus der Vorbereitung dabei ganz auf dem Springen liegen.
Die Saison stand bisher im Zeichen meines Kopf-an-Kopf-Rennens mit Johannes Rydzek. Dabei bezog sich „Kopf-an-Kopf“ nicht nur auf die Führung und den Punktestand im Gesamtweltcup, sondern auch auf zahlreiche Schlusssprints zwischen uns am Ende einer Wettkampfstrecke. Hundertstel und Fotofinishs prägten diesen Zweikampf, der wohl Spannung pur vermittelt hat. Wir alle hatten ein paar Tage Ruhe im Kreise unserer Familien und damit Zeit, um über die anstehenden Titelkämpfe nachzudenken.

Meine Erkenntnis: Der Schlüssel zum Erfolg liegt einmal mehr im Springen. Auf der Schanze sind die entscheidenden Vorsprünge für die Loipe herauszuarbeiten und das bedeutet für den Lehrgang akribische Analyse des Sprungvorgangs von der Hocke über den Gleitvorgang bis hin zum Absprung und des folgenden Fluges samt Landung.

Wir werden zusammen mit den Trainern jedes Element jeder Sprungphase an den Computern nachvollziehen und Ableitungen vornehmen zur Optimierung. Während wir in der Vorbereitung auf die Saison pro Tag sechs bis acht Sprünge absolvieren, wird es sich jetzt beim Feintuning um drei bis vier Sprünge pro Trainingstag handeln, was mir auch ganz recht ist, um meinen Schienbeinen nicht zu viel Druck zuzumuten, der bei weiten Sprüngen auf die Schienbeine wirkt und der im Sommer bei mir zu Knochenhautreizungen geführt hatte.

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Das Grundgefühl für das Springen ist durch die Weltcupsaison auch gegeben, es geht wirklich um eine detaillierte Betrachtung des Gesamtsprunges, um kleine Defizite aufzudecken, deren Beseitigung leicht zu drei bis vier Metern zusätzlicher Sprungweite führen könnte.

Bei der Vorbereitung bin ich ganz bei mir und fokussiert darauf, letzte Stellschrauben zu justieren.

Ansonsten lebt das Trainingslager von Geselligkeit und lässt die Mannschaft noch näher zusammenrücken. Beim Karten- oder Fußballspielen liegt ein besonderer Team-Spirit in der Luft. Es ist unausgesprochen, aber es schwebt über uns allen: Ja, wir wollen unbedingt das Staffel-Gold holen.
Ein Blick auf die Gesamtweltcup-Platzierung zeigt, dass die Chancen auf Gold, gemessen an den Saisonleistungen der einzelnen Teammitglieder, nie zuvor so gut waren. Doch man sollte sich in Bescheidenheit üben, entscheidend sind bei einem Großereignis immer die Tagesform und die aktuelle Gesundheit.

Ansonsten: Es ist die Ruhe vor dem Sturm.

Über den Tag hinweg sind alle sehr ruhig und konzentriert. Leise bereiten wir uns auf die vier Wettkämpfe der Weltmeisterschaft vor, um hoffentlich umso lauter in Lahti jubeln zu können.

Herzlichst
Eric

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