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Aberglaube im Sport – Die fünf kuriosesten Sport-Rituale

  • Marco Heibel
Rituale geben Sicherheit. Psychologen bestätigen dies immer wieder. Doch hin und wieder treiben es Sportler bzw. Fans mit ihren Ritualen derart auf die Spitze, dass man fast von Ticks reden kann, Kult-Faktor inklusive. Die netzathleten haben ein paar Kuriositäten zusammengestellt.

5. Kolo Touré – Ein Mann mit Prinzipien


In den Fußballregelbüchern steht, dass der Mannschaftskapitän als erster Spieler seines Teams auf das Spielfeld zu laufen hat. Den zehn anderen steht die Reihenfolge frei. Doch so manch anderer Spieler MUSS wegen seines Aberglaubens zwingend an einer bestimmten Position auflaufen. Zu dieser Gattung zählt Kolo Touré. Der Nationalspieler der Elfenbeinküste hat sich angewöhnt, als letzter Spieler seines Teams den Rasen zu betreten. Und daran hält er auch konsequent fest.



Problematisch wurde es für Touré allerdings im Achtelfinalspiel der Champions League 2008/09 zwischen seinem damaligem Arbeitgeber Arsenal London und dem AS Rom. Tourés Mitspieler William Gallas hatte sich kurz vor der Halbzeit verletzt und wurde noch in der Kabine behandelt. Da der Schiedsrichter bereits wieder zur zweiten Hälfte anpfeifen wollte, Touré jedoch keinesfalls als Vorletzter wieder auf das Feld wollte, mussten seine Teamkollegen kurzzeitig – böse Zungen würden behaupten unnötig – mit neun gegen elf spielen. Erst als Gallas wieder hergestellt war, betrat auch Touré, natürlich als letzter Arsenal Spieler, das Spielfeld.

4. Jack Russell – Verrückter Sport, verrückte Angewohnheiten


Eines vorab: Mit dem gleichnamigen Terrier hat Jack Russell nichts zu tun. Dennoch mag sein Name im ersten Moment nicht jedem Sportfan etwas sagen – es sei denn, er stammt aus dem Vereinigten Königreich oder einer seiner früheren Kolonien. Russell (Jahrgang 1963) war nämlich ein englischer Cricket-Nationalspieler der 80er und 90er Jahre. Auf die Regeln dieses Sports einzugehen, würde an dieser Stelle definitiv zu weit führen. Nur so viel: Matches dauern teilweise mehrere Tage. Das ist viel Zeit, um sich seltsame Rituale anzugewöhnen.

So ist überliefert, dass Russell etwa während einer fünf Tage dauernden Partie seinen Tee stets mit ein und demselben Beutel machte, den er an seinem Haken in der Umkleidekabine aufhängte. Außerdem aß er jeden Mittag das Gleiche, nämlich ein exakt acht Minuten lang aufgeweichtes Stück Weetabix. Hierbei handelt es sich um einen Vollkorn-Weizen-Keks, den man in Saft oder Milch einweicht, in Großbritannien gerüchteweise ein echter Geheimtipp zum Frühstück. Außerdem trug Russell aus Aberglauben während seiner gesamten Karriere stets den gleichen weißen Hut. Ob er ihn je gewaschen hat, ist nicht überliefert.

3. Detroit Red Wings – Acht Arme verleihen Flügel


Auf Platz drei rangiert kein wirkliches Ritual. Vielmehr handelt es sich um einen Talisman, der vor allem bei den Fans Kultstatus hat. Dennoch ist die Geschichte so originell, dass sie in diesem Ranking nicht fehlen darf.

1952 warfen zwei Detroiter Fischhändler während eines Play-off-Spiels der heimischen Red Wings einen Tintenfisch auf das Eis. Das Spiel wurde gewonnen, woraufhin der Oktopus zum Talisman des Vereins wurde. Dies zeigt sich u.a. an den vier überdimensionalen Kunststoff-Tintenfischen, die unter dem Hallendach baumeln. Ein lokaler Radiosender veranstaltet regelmäßig Wettbewerbe im Octopus-Weitwurf, und Plüsch-Tintenfische sind einer der Verkaufsschlager im Fanshop.

Immer mal wieder kommt es zudem vor, dass ein echter Tintenfisch auf dem Eis landet. Dieser wird dann unter dem Jubel der Fans vom Eis getragen. Die NHL sieht das nicht gerne, verzichtet jedoch meistens auf Strafen gegen die Red Wings. Und schließlich sind Tintenfische immer noch weniger gefährlich als beispielsweise brennende Motorroller, wie sie vor allem in italienischen Fußballstadien in den 80ern und 90ern immer mal wieder auf dem Spielfeld gelandet sind…

2. Raymond Domenech – Es steht in den Sternen


Frankreich wurde 2006 Vize-Weltmeister. Respekt. Nun werden einige sagen, dass dies vor allem einem brillanten Zinedine Zidane in den letzten Tagen seiner Karriere zu verdanken war. Da mag etwas dran sein. Doch womöglich gibt es noch eine andere Erklärung: Schließlich stellt der Nationaltrainer den Kader zusammen. Und der hat seine eigenen Kriterien. Ganz besonders der französische.

Der bekennende Astrologie-Freund Raymond Domenech – bei seiner Präsentation als Nationaltrainer stellte er sich vor mit den Worten „Mein Name ist Raymond Domenech. Ich trainiere ab sofort unsere Nationalmannschaft und bin Wassermann, Aszendent Jungfrau“ –
hat nämlich Robert Pires nicht berücksichtigt, weil sein Tierkreiszeichen Skorpion zu sehr für Individualismus und eben nicht für Teamgeist stünde. Dagegen standen im Finale beim Anpfiff vier Krebse auf dem Platz. Diese gelten als sehr mannschaftsdienlich. Wobei man auch einwenden könnte, dass die beiden Krebse Zidane und Vieira wahrscheinlich auch mit einem anderen Sternzeichen erste Wahl gewesen wären.

1. Goran Ivanisevic – Täglich grüßt das Murmeltier


Beim kroatischen Wimbledon-Sieger von 2001 darf man sich durchaus die Frage stellen, wer am meisten von seinen Ticks genervt war: der Gegner, sein Umfeld oder am Ende gar er selbst? So stand der Mann mit dem knallharten Aufschlag nach Seitenwechseln grundsätzlich immer erst dann auf, nachdem sein Kontrahent sich erhoben hatte. Noch viel schlimmer: Zwischen den Ballwechseln trat er nie auf die Linien, und auch die Balljungen brauchten Nerven wie Drahtseile. Nicht selten kam es vor, dass Ivanisevic sich vier oder fünf Bälle vor dem Aufschlag geben ließ und dann erst einmal ausmistete…

Weiter ging es neben dem Platz: Nach gewonnenen Spielen verfuhr er nach dem Motto „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Vor jedem Match das gleiche Essen zur gleichen Uhrzeit im gleichen Restaurant mit den gleichen Leuten. Auch das TV-Programm musste identisch sein. So soll er im Jahr seines Wimbledon-Sieges 2001 15 Tage lang jeden Morgen im Frühstücksfernsehen die „Teletubbies“ geschaut haben.

Dagegen wirken seine „Nachfolger im Geiste“ Novak Djokovic (schier endloses Auftippen des Balls vor dem Aufschlag), Nicolas Kiefer (vor Ballwechseln mit dem Schläger die Grundlinie antippen) oder Rafael Nadal (paralleles Ausrichten der Trinkflaschen in den Pausen) geradezu harmlos.

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