Das Fieber steigt – Kolumne von Martina Ertl-Renz Sebastian Stiphout
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Das Fieber steigt – Kolumne von Martina Ertl-Renz

  • Martina Ertl
Zur neuen Weltcup-Saison begrüßen wir Martina Ertl-Renz in unserem Kolumnisten-Kreis. Die frühere Skirennläuferin vom SC Lenggries ist zweifache Weltmeisterin, holte zweimal Silber bei Olympia und insgesamt 14 Weltcupsiege sowie zweimal den Riesenslalom-Weltcup. Als echte Allrounderin liefert sie für netzathleten.de den kompletten Olympiawinter über ihre Experteneinschätzungen rund um den alpinen Ski-Zirkus.
Ende November bekommen die Ski-Alpin-Athleten des Deutschen Skiverbands Fieber…

Nein, nein, kein Erkältungsfieber, sondern das Wettkampffieber. Sieht man vom traditionellen Weltcup-Opening im Oktober im österreichischen Sölden ab, bilden die sogenannten Übersee-rennen in den USA und in Kanada den Auftakt der alpinen Skisaison, die durch Viktoria Rebensburgs Sieg beim Riesenslalom in Sölden und Felix Neureuthers Slalom-Sieg in Levy mit zwei Paukenschlägen begonnen hat.

Die Reise in die Überseeskigebiete habe ich in meiner aktiven Zeit immer sehr genossen, auch wenn man sich auf diesen Trip in besonderer Weise vorbereiten muss. In Übersee hat man eine niedrigere Luftfeuchtigkeit als in Europa, folglich einen trockeneren und damit aggressiveren Schnee als in den europäischen Skigebieten, so dass dieser anders greift und mit skifahrerischen Anpassungen beantwortet werden muss. Angeraten ist daher, dass die Teams schon eine Woche vorher anreisen, um sich in intensiven Trainings auf diese Rahmenbedingungen einzustellen. So haben es auch die Deutschen gemacht.

In den USA und Kanada stehen die Speed-Disziplinen auf dem Programm und das stellt die deutschen Damen mehr in den Fokus als die deutschen Herren, die ihre internationale Stärke gegenwärtig mehr im Technikbereich unter Beweis stellen können. Bei den Damen wiederum ist Viktoria Rebensburg das Maß aller Dinge, die offensichtlich gut vorbereitet und hoch motiviert in die Saison gestartet ist.

Interessant ist zu Saisonbeginn auch der Blick hinter die Kulissen. Im Gegensatz zu anderen Wintersportarten gibt es im alpinen Skisport keine Heimtrainer, die den Athleten „machen“- der Bundestrainer steht mehr in der Verantwortung und genau auf dieser Position hat es im DSV eine Veränderung gegeben.
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Der neue Damen-Cheftrainer Jürgen Graller ist für mich ein alter Bekannter, den ich sehr schätze und der die Athletinnen die richtige Einstellung vermittelt, um in der Weltspitze mitzufahren. Wer nach oben will im alpinen Skisport muss nämlich lernen, an sein Limit zu gehen und das möglichst ohne Ausnahme in jedem Rennen; nur so generiert man für sich selbst die Chance, auf das Treppchen zu fahren. Der Ausstieg aus einem Rennen durch einen Fahrfehler oder durch eine gewagte Linie ist daher besser als bieder den Hang herunterzurutschen. Diese Einstellung vermittelt der neue Mann und die ist meiner Meinung nach der Weg zum Erfolg.

Ansonsten gibt es in diesem Winter natürlich noch eine weitere Hürde zu nehmen, die eine mentale Komponente in Spiel bringt: die Olympiaqualifikation. Hier gilt es insbesondere für die jungen Athleten, diese Qualifikation möglichst frühzeitig hinzubekommen, damit man im Laufe der Saison nicht in Drucksituationen gerät, die sich kontraproduktiv auf die fahrerische Leistung auswirken.

Ich muss gestehen, das Fieber hat mich auch wieder gepackt…

Eure
Martina Ertl-Renz

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