Windlotterie – Eric Frenzels Kolumne gettyimages.de -- Eric Frenzel bei der WM in Lahti

Windlotterie – Eric Frenzels Kolumne

  • Eric Frenzel
Eric Frenzel erklärt in seiner aktuellen Kolumne, wie die Wind-Anzeige bei den Fernsehübertragungen funktioniert und warum sie die wahren Bedingungen nicht widerspiegelt.
Diesmal hat es uns Deutsche richtig erwischt, obwohl das Rennen von Johannes Rydzek sogar noch gewonnen werden konnte. Es war Windlotterie und wir waren nicht in der Verlosung. Als Zuschauer kann man am Fernsehgerät die Dinge trotz der Anzeige von Windsimulationen an der Schanze nicht richtig einschätzen. Es war beim Wettkampf von der großen Schanze schlimmer, als es aussah. Das Problem der Windsysteme ist, dass sie nicht differenziert genug anzeigen. Kommt der Wind frontal von vorne, so wird Aufwind angezeigt, was natürlich für jeden Springer ideal ist. Kommt der Wind dagegen mit einem Winkel von 80 Grad seitlich, so zeigt das System den gleichen Aufwind an, wie beim frontalen Windstoß. Erst wenn der Wind über einen Winkel von 90 Grad dreht, wird Rückenwind angezeigt, bei dem man eben nicht abgewunken wird und man eher sogar den Sitzbalken wieder verlassen muss.

So lagen die Dinge für uns Deutsche gestern: der Wind drehte gestern ständig. Trotz einer Aufwindanzeige kam der Wind so stark von der Seite, dass er sich im Flug wie ein Rückenwind auswirkte, der uns schnell nach unten drückte. Aller Protest konnte daran nichts ändern. Wir betreiben nun mal eine Freiluftsportart und das haben wir gestern zu spüren bekommen. Umso bitterer, wenn man in der Analyse vor dem Bildschirm sehen muss, dass man im Grunde einen idealen Sprung hingelegt hatte. Mein persönliches Ergebnis mit dem 14. Platz nach dem Springen war natürlich frustrierend. Im Lauf konnte ich eigentlich nur das retten, was zu retten war. Die Wahrheit ist zumutbar: Es muss auch mal Tage ohne Medaille geben.
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Dafür sehen wir voller Vorfreude auf den vor uns liegenden Team-Wettkampf, in dem ich mit Johannes Rydzek an den Start gehen werde. Als Nummer eins und Nummer zwei der Gesamtweltcupwertung gehen wir an den Start und müssen uns der Favoritenrolle fügen, in die uns die anderen Nationen stecken. Doch wie beim Wettkampf von der großen Schanze gesehen, gibt es viele Väter des Erfolgs; einer davon liegt in ordentlichen Rahmenbedingungen.

Vor dem letzten Wettkampf der Kombinierer und der damit verbundenen letzten Medaillenchance lassen wir es im Mannschaftsquartier ruhig angehen. Regenerative Maßnahmen stehen auf dem Programm und die sehen bei jedem etwas anders aus. Ich zum Beispiel gehe zur Massage, mache leichtes Jogging im Schnee und lese etwas. Danach aber möchte ich einen guten Team-Wettkampf mit Johannes machen und wir beide wollen um die Vergabe des Weltmeistertitels ein Wörtchen mitreden.

Herzlichst
Eric

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