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Norwegisches Frühstück - Eric Frenzels Kolumne

  • Eric Frenzel
In seiner heutigen Kolumne schreibt Eric Frenzel über Konkurrenz am Frühstückstisch. Guten Appetit.
Wenn die deutsche Nationalmannschaft der Kombinierer zum Frühstück zusammenkommt, ist dies aus sportlicher Sicht ein Gipfel der besonderen Art; es frühstücken derzeit regelmäßig zusammen ein amtierender Weltmeister (Johannes Rydzek), der gegenwärtig führende im Gesamtweltcup (Fabian Riessle) und meine Wenigkeit als amtierender Olympiasieger und Gesamtweltcupsieger. Die Leistungsdichte im deutschen Team war noch nie so ausgeprägt und trotz allen Konkurrenzdenkens verstehen wir uns richtig gut und sind miteinander befreundet.

Das hindert nicht an kleinen Späßen im Alltag, mit denen man  gegenüber den anderen Selbstbewusstsein, Herrschaftswissen und Überblick spiegeln kann, was sich mitunter wettkampfpsychologisch zu kleinen Wettbewerbsvorteilen verdichten kann. Als sich die Bedienung beim Frühstück unserer Runde nähert, um nach unseren Wünschen zu fragen, erziele ich den gewünschten Effekt bei meinen Mitstreitern, indem ich mich selbstbewusst nach hinten lehne und im besten Norwegisch nach „Brunost“, „Prim“ und  „Gudbrandsdalen“ frage. Ein verständiges Nicken der Bedienung und ein ungläubiges Aufschauen meiner Teamkameraden über die Müslischalen und Marmeladenbrötchen lassen mich innerlich schmunzeln. Bestellt, serviert, probiere ich nun diese norwegische Spezialität, die mir heute eine Alternative zu den gewöhnlichen süßlichen Brotaufstrichen sein soll und mit der ich meine Kollegen ins Grübeln bringen möchte. Gegenüber einem Touristen am Nachbartisch komme ich ins Dozieren, während an meinem Tisch Schweigen herrscht:  Brunost ist ein Käse mit Karamellgeschmack, den es in diversen Varianten gibt. Norwegische Bergbauern kochten einst die Molke so lange ein, bis der darin enthaltene Milchzucker karamellisierte und die Käsemasse eine hellbraune Farbe und einen süßlichen Geschmack erhielt. Diese als „Prim“ bezeichnete Molkenspezialität birgt gesunde Mineralstoffe und wertvolle Proteine. Eine Veredlung stellt dann die Vermischung der Prim mit Sahne und einem Schuss Ziegenmilch dar, was dann unter dem Namen „Gutbrandsdalen“ vermarktet wird.
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Am nächsten Morgen ziehen die Kollegen nach und probieren sich im Zuge einer vermeintlichen Ernährungsoptimierung ebenso an den Käsesorten; da bin aber schon wieder einen Schritt weiter und kreiere den norwegischen Frühstückklassiker schlechthin: auf dünnen Toast gehobelter Gutbrandsdalen mit einem  Klacks roter Wildbeerenmarmelade.

Das Gefühl den Jungs immer einen Schritt voraus zu sein, versuche ich auch körpersprachlich umzusetzen. Wir werden noch ein paar Tage in Norwegen bleiben, um möglichst viele Sprünge bei sehr guten Wetterbedingungen zu absolvieren und haben dann den Weltcup in Ramsau fest im Blick. Im Rahmen einer ganzheitlichen Vorbereitung, beschäftige ich mich auch schon mal mit den österreichischen Frühstücksgepflogenheiten.

Herzlichst,
Eric Frenzel

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