Kaltwasserbäder – Wie Phönix aus dem Eis? istockphoto.com/PLAINVIEW

Kaltwasserbäder – Wie Phönix aus dem Eis?

  • Marco Heibel
Vor allem im Spitzenfußball gehören Kaltwasserbäder nach Spielen mittlerweile ebenso dazu wie auslaufen und duschen. Viele Trainer und Mannschaftsärzte schwören auf die entzündungshemmende Wirkung und die beschleunigte Regeneration, die die Bäder bewirken sollen. Doch ist da überhaupt was dran?

Es gibt sicherlich angenehmere Vorstellungen als sich nach einem Wettkampf für eine oder zwei Minuten in eine Wanne oder Tonne mit einer Wassertemperatur knapp über dem Gefrierpunkt zu legen. Nichtsdestotrotz gehört dieses Eisbad mittlerweile fast zum Alltag eines Fußballprofis.

Dahinter verbirgt sich weniger eine neue Quälerei von Trainern, die ihren Ruf als Schleifer kultivieren wollen, sondern ein medizinischer Nutzen: Kaltwasser- oder Eisbäder sollen Laktat aus dem Muskel schwemmen und die Entzündung mikroskopisch kleiner Muskelfaserrisse eindämmen. Kurzum: Sie sollen die Regeneration beschleunigen und den Sportler schnell wieder leistungsfähig machen. Ob das auch alles so stimmt, haben australische Wissenschaftler unter die Lupe genommen.

Studie: Was Kaltwasserbäder bewirken


Eine Gruppe australischer Wissenschaftler hat zwecks einer Studie 20 Juniorenfußballer ein Turnier simulieren lassen, indem sie die Nachwuchskicker an vier aufeinander folgenden Tagen zu einem 90-minütigen Spiel baten. Die eine Hälfte der Probanden nahm nach jedem der Spiele ein thermoneutrales Tauchbad (also ein Bad auf Körpertemperaturniveau), die andere Hälfte stieg in ein Kaltwasserbad (Wassertemperatur ca. 10°C).



Vor dem ersten Spieltag maßen die Forscher bei jedem einzelnen Probanden die Sprungkraft, Sprintfähigkeit und Herzfrequenz sowie das individuelle Anstrengungsempfinden nach einem fünfminütigen Lauf. Weiterhin wurden im Verlauf der Studie mehrfach die Entzündugsmarker im Blut und die subjektiv wahrgenommene Erhloung gemessen.

Bloßer Placebo-Effekt?


Nachdem das Turnier beendet und die Ergebnisse ausgwertet waren, kam es zu einem durchaus erstaunlichen Ergebnis: Beide Gruppen hatten über all die Tage vergleichbare Ergebnisse, sowohl was die Ermüdungsmarker im Blut als auch die Ergebnisse der Fitnesstests betrifft. Der einzige Unterschied lag in der subjektiven Wahrnehmung der Ermüdung und der Schmerzen – und die empfanden die „harten Kerle“ durchweg weniger stark als die „Warmduscher“. Dies legt den Schluss nahe, dass es rein physisch keinen Unterschied macht, ob man sich in die kalte Wanne stürzt oder nicht – psychisch aber sehr wohl. Und bekanntlich werden Spiele ja im Kopf gewonnen…

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