Fußball: WM-Wackelkandidaten investieren mehr als Gesetzte picture alliance

Fußball: WM-Wackelkandidaten investieren mehr als Gesetzte

  • Marco Heibel
Eine Studie belegt, was man bisher nur vermuten konnte: Fußballer, die um Ihre Nationalmannschaftsnominierung zittern müssen, sind einsatzfreudiger. Eine nicht ganz unwichtige Information für jeden, der in der neuen Saison zum Beispiel an einem der zahlreichen Managerspiele teilnehmen möchte.

Am 7. August startet die Fußball-Bundesliga in ihre 47. Saison. Bis zum Beginn der Weltmeisterschaft in Südafrika dauert es zwar noch rund 10 Monate, doch einige Nationalspieler haben heute schon ihr Ticket sicher – sofern sie sich nicht schwer verletzen oder völlig ihre Form verlieren. Einige andere müssen dagegen noch um ihre Nominierung für eines des weltgrößten Sportereignisses kämpfen. Glaubt man einer Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), werden diese Spieler in den nächsten Monaten verstärkt auf sich aufmerksam machen.

Studie: Wer gesetzt ist, lässt es etwas schleifen


Der Studie des ZEW lagen Daten aus den Bundesliga-Spielzeiten 2006/07 und 2007/08 zu Grunde. Die Forscher unterteilten den Probandenkreis (266 Bundesligaspieler aus 33 Nationen) in drei Gruppen. In die erste Gruppe kamen Spieler mit hoher Nominierungswahrscheinlichkeit für die Europameisterschaft 2008 in Österreich und der Schweiz, in die zweite Gruppe Wackelkandidaten und in die dritte Gruppe Spieler ohne realistische Chance auf eine Nationalmannschaftsnominierung. Als Gradmesser für die Studie dienten unter anderem die Zahl der erzielten Tore, der gewonnenen Zweikämpfe und der abgegebenen Torschüsse.

Es fiel auf, dass die sicheren Nationalmannschaftskandidaten die schlechtesten Werte aufwiesen: Sie bestritten die wenigsten Zweikämpfe und gaben nicht einmal mehr Torschüsse ab als die Spieler, die sich keine Hoffnungen auf eine Nominierung machen konnten.

Die mit Abstand besten Werte hatten die Spieler, die sich noch etwas ausrechneten, aber um ihre Nominierung kämpfen mussten. Sie bestritten deutlich mehr Zweikämpfe als die Spieler in den anderen beiden Gruppen und gaben auch mehr Torschüsse ab.

Zusatzmotivation durch Bringpflicht


Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass sich eine ungewisse Nominierungssituation motivationsfördernd auswirkt. Ob die Aktionen auf dem Platz letztlich immer glücken, sei dahingestellt. Zumindest die Einsatzbereitschaft scheint zu wachsen.

Die Forscher führen die schlechten Werte der gesetzten Spieler darauf zurück, dass diese im Zweifel lieber einem Zweikampf aus dem Weg gehen, um ihre Teilnahme an einem wichtigen Qualifikationsspiel oder Turnier nicht zu gefährden.

Junge Spieler geben mehr als ältere


Interessant: Die Studie hat auch ergeben, dass Spieler im Bereich von 20 Jahren mit der Aussicht auf eine Nominierung mehr investieren als ihre scheinbar chancenlosen Altersgenossen. So haben sie pro Spiel im Schnitt etwa 4,5 Ballkontakte mehr. Wer also einmal in jungen Jahren ans Tor zu seiner Nationalmannschaft klopft, möchte es scheinbar wirklich wissen.

30-jährige Wackelkandidaten scheinen dagegen nicht mehr den unbedingten Biss zu haben. Sie haben sogar weniger Ballkontakte als Gleichaltrige ohne Nationalmannschaftsambitionen – was natürlich auch mit den Vorlieben des jeweiligen Nationaltrainers, mehr auf den Nachwuchs zu setzen, zu tun haben könnte.

Insofern wird es spannend werden, zu beobachten, wie sich der eine oder andere Wackelkandidat für die WM in Südafrika in der kommenden Saison präsentieren wird. Ob die Nationaltrainer dieser Welt sich jedoch von solchen Statistiken in ihrer Entscheidungsfindung beeinflussen lassen, bleibt wohl ein Rätsel.

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