Wie Vettel übers Wasser – Einmal Powerboat fahren ADAC

Wie Vettel übers Wasser – Einmal Powerboat fahren

  • Christian Riedel
Wer schon immer einmal ein Motorboot fahren wollte, kann das auch einfach ausprobieren. In der ADAC Powerboat School kann sich jeder einmal ans Steuer eines Rennboots setzen und damit ein paar Runden drehen. Netzathleten-Redakteur Christian Riedel hat sich einmal in so ein Cockpit gewagt.

Was beim vierfachen Formel1-Weltmeister Sebastian Vettel das Kart-Fahren war, ist für viele Powerboat-Rennnfahrer die ADAC Powerboat School. Hier können Anfänger sich zum ersten Mal ans Steuer eines Rennboots setzen und ausprobieren, wie das Gefühl ist, mit fast 100km/h übers Wasser zu brettern. 49,- Euro für alle Interessierten bis 26 Jahren und 79,- für alle älteren Teilnehmer kostet die ADAC Powerboat School. Dafür hat man auch einen vollen Tag Rennspaß auf dem Wasser.

Wer an der ADAC Powerboat School teilnehmen möchte, muss früh aufstehen. Pünktlich um acht beginnt am Badesee in Düren die Theorieeinheit, die rund eine Stunde dauert und von ehemaligen Rennfahrern gehalten wird. Um wach zu bleiben, gibt es Kaffee und Tee. Doch der ist eigentlich gar nicht nötig. Schließlich ist es spannend zu erfahren, wie so ein Rennboot funktioniert, worauf man beim Fahren achten muss und welche Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden, damit im Falle eines Falles nichts passiert.

Entsprechend schnell geht die Stunde Theorie dann auch vorbei und man kann endlich in den Sicherheitsoverall schlüpfen, eine Rettungsweste anziehen, den Helm aufsetzen und ins Boot steigen. Dort wartet schon Rennsport-Routinier Ekkehard Knape auf die Teilnehmer. Knape ist ehemaliger Deutscher Meister, Europa- und Weltmeister. Insofern weiß er genau, was er tut. Mit Knape ist man auch über ein Headset verbunden und bekommt während der Fahrt Tipps und Korrekturen, falls man einmal die Boje zu knapp ansteuert oder die rote Fahne übersieht, die das Ende der Trainingsfahrt anzeigt.

Eine enge Kiste


Eng ist es im Cockpit eines Rennbootes. Wer beim Fahren gerne Ellenbogenfreiheit genießt, ist am Steuer eines Powerboats falsch aufgehoben. Auch sollte man besser nicht klaustrophobisch veranlagt sein. Daher sind die zwei ehemaligen Rennboote, die bei der ADAC Powerboat School eingesetzt werden, auch auf Personen unter 1,90m und unter 90kg begrenzt. Trotzdem gibt es immer noch Teilnehmer, die nach der ersten Fahrt beschließen, dass Motorbootfahren nichts für sie ist, wie Rennsportkoordinator Sebastian Tietz berichtet.

Doch wem die Enge hinter dem Lenkrad nichts ausmacht, der wird bei der Schulung seinen Spaß haben. Alleine das Röhren der 40PS Motoren sorgt für ein Kribbeln im Gasfuß. Das Kribbeln wird dann noch größer, wenn man endlich im Boot Platz nehmen darf. „Das Gaspedal durchtreten und den Startknopf drücken“; erklärt Ekkehard. Genau das mache ich auch und das Motorboot setzt sich in Bewegung. Erst langsam dann immer schneller fahre ich auf die erste Boje zu. Der Kurs bei der ADAC Powerboat School besteht nur aus zwei Bojen, die man umfahren muss. Aber das reicht auch. Schließlich ist man mit Gas geben, lenken, auf den Kurs achten und auf die Kommandos im Ohr genug beschäftigt. So ist es auch kein Wunder, dass nicht nur ein Teilnehmer bei seiner ersten Fahrt die rote Fahne übersieht, die vom Steg aus geschwenkt wird. Das Lenken ist dabei auch nicht so einfach, wie es aussieht. Lenkt man zu wenig, wird der Kurvenradius zu weit und man wird zu weit abgetribene. Lenkt man zu stark, verliert man zu viel Geschwindigkeit. Außerdem kann es sein, dass das Boot komplett eindreht. Dann bleibt man stehen und muss erst wieder Geschwindigkeit aufnehmen. Insofern ist hier Fingerspitzengefühl gefragt, das nicht alle Teilnehmer zu haben schienen. So kam es durchaus vor, dass der eine oder angehende Poweboat-Anfänger die Boje erwischt hat, statt darum herum zu fahren.

Trimmen statt bremsen


Eine Bremse gibt es beim Powerboat nicht. Allerdings hat man die Möglichkeit, den Propeller des Motors näher an das Boot heran oder weiter weg zu bewegen. An- und Abtrimmen nennt man das. Je weiter der Propeller vom Boot weggetrimmt wird, desto weiter kommt der Rumpf aus dem Wasser und desto schneller fährt man, weil weniger Wasser verdrängt wird. Bei der zweiten Runde darf man dann auch die entsprechenden Knöpfe am Lenkrad und das Pedal benutzen, das den Motor mit Hilfe einer Batterie bewegt. Das ist einfacher als es aussieht, schließlich muss man den richtigen Moment zum Trimmen erwischen, ansonsten bleibt das Boot im Wasser liegen oder man ist bereits zu dicht auf die nächte Boje aufgefahren, sodass man wieder vom Gas gehen muss. Gut dass man die Stimme von Ekkehard Knape im Ohr hat, der einem hilft, wann man die entsprechenden Knöpfe drücken muss. Doch wenn man den Moment erwischt und sich das Boot zu einem Teil aus dem Wasser erhebt, ist das ein Gefühl, das beinahe dem Fliegen ähnelt.

 



Insgesamt dürfen wir an dem Tag dreimal ins Cockpit eines der Boote klettern und kommen so auf eine Fahrzeit von rund einer halben Stunde. Beim dritten Durchgang merkt man, dass die Teilnehmer mutiger werden. Entsprechend häufen sich auch die Fahrfehler und Knape muss nicht nur einmal die Teilnehmer ermahnen, nicht gegen die Bojen zu fahren. Und auch wenn ich wahrscheinlich nie an den Start eines Powerboat-Rennens gehen werde ist klar, dass sich das frühe Aufstehen gelohnt hat.

Mehr Infos zur ADAC Powerboat School gibt´s hier

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