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Wer hat´s erfunden – Skispringen

  • Christian Riedel
Wenn bei der Vierschanzentournee oder bei der nordischen Ski-WM aus tausenden Kehlen das typische „Ziiiiiiiieh“ erschallt, denkt wohl niemand an die Pioniere dieser Sportart, die vor weit über 200 Jahren die ersten Sprünge auf Skiern absolvierten.

Jeder Anfänger heutzutage würde wahrscheinlich nur müde lächeln, wenn er bei den ersten Skisprung-Wettbewerben zuschauen würde. Bei den damaligen Siegesweiten von rund 8-10 Metern würde heute wahrscheinlich jeder 6-Jährige weiter springen. Doch als die Sportart noch in den Kinderschuhen steckte, brauchten die Teilnehmer jede Menge Mut, um mit ihrem Material von verschneiten Hügeln zu springen. Schließlich gab es noch keine speziellen Ski, keine richtigen Bindungen und auch keinen gespurten Anlauf.

Wie bei so manch anderer Sportart auch, wurde das Skispringen nicht erfunden, sondern entwickelte sich aus einer damaligen Notwendigkeit. Die ersten Menschen, die bewusst möglichst weit auf Skiern springen wollten, war wohl eine Gruppe Norweger. Zumindest berichtete der holländische Seeoffizier Cornelius de Jong 1796 von einer Gruppe norwegischer Soldaten, die bei einer Übung zunächst einen Berg hinunter fuhren und anschließend über einen Haufen Holz und Schnee springen mussten. Die Weite, die die Norweger damals übersprangen, muss nach Schätzungen de Jongs rund 6-7m betragen haben.

Den nächsten Meilenstein in der Entwicklung des Skispringens setzte wiederum ein Norweger. Der aus der Provinz Telemark stammende Zimmermann Sondre Norheim sprang angeblich 1860 am Ende eines Langlaufs über eine Felsblockschanze 30,5m weit. Den ersten dokumentierten Sprung von einer künstlich aufgeschütteten Schanze absolvierte wiederum ein Norweger. Mit rund 9,50m erreichte Leutnant Olaf Rye allerdings nicht einmal ein Drittel der Weite von Norheim.

Aus Norwegen rund um die Welt

 

In der Folge brachten norwegische Auswanderer den Sport nach ganz Europa und auch nach Nordamerika. Vor allem aber die Norweger waren ganz begeistert, auf Skiern möglichst weit zu springen. Hier machte auch die Königsfamilie keine Ausnahme, die 1882 erstmals den „Royal Cup“ stiftete, der auf dem berühmten Holmenkollen ausgetragen wurde. Der erste Wettkampf allerdings fand wohl schon 1875 auf dem Husebybakken in Oslo statt.

Auf dem europäischen Festland wird seit 1891 wettbewerbsmäßig gesprungen. Hier machte am 2. Februar der steirischen Sprunglauf den Anfang. In Deutschland fanden 1893 die ersten Wettkämpfe statt, wobei man hier teilweise mit Weiten von 8m (Harz) oder bei den ersten Deutschen Meisterschaften im Februar 1900 mit 17,5m die Konkurrenz hinter sich ließ. Haltungsnoten gab es damals natürlich noch nicht.

Für einen Schub in der Entwicklung sorgte die 1900 am Feldberghof erbaute Max-Egon-Schanze. Dank des geneigten Anlaufs und den gleich bleibenden Bedingungen, konnten die Athleten an Ausrüstung und Technik feilen und so schnell die Weiten deutlich vergrößern. So lag der erste statistisch festgehaltene Weitenrekord 1879 bei 23m. 1927 betrug die Bestweite bereits 72m und 1936 sprang der Österreicher Sepp Bradl als erster Mensch über die 100m Marke. Heute liegt der Weltrekord bei 246,5m, aufgestellt natürlich durch einen Norweger, Johan Remen Evensen.

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