Abschluss mit Applaus – Rückblick auf die Wintersportsaison picture alliance

Abschluss mit Applaus – Rückblick auf die Wintersportsaison

  • Marco Heibel
Der Frühling hält Einzug in Deutschland. Und besser hätte das Timing für den Saisonabschluss im Wintersport nicht sein können. Wie so oft war es eine überaus erfolgreiche Saison für die Wintersportnation Deutschland. Die netzathleten ziehen Bilanz.

Ski alpin


Auch wenn der ganz große Wurf ausgeblieben ist und sich Titelverteidigerin Maria Höfl-Riesch im Gesamtweltcup der überragenden US-Amerikanerin Lindsay Vonn geschlagen geben musste, war es doch ein erfolgreicher Winter für die deutschen alpinen Skifahrer. Das lag vor allem daran, dass die Athleten hinter Doppel-Olympiasiegerin Höfl-Riesch zunehmend auf sich aufmerksam machen konnten.

So wurden Höfl-Rieschs drei Saisonsiege sogar überstahlt von den fünf Weltcup-Triumphen von Viktoria Rebensburg. Vier davon holte die 22-jährige in ihrer Spezialdisziplin Riesenslalom, wo sich Rebensburg fast folgerichtig auch die kleine Kristallkugel als Disziplin-Beste des Winters sichern konnte. Auch die Damen aus der zweiten und dritten Reihe wie die Dürr-Schwestern Lena und Katharina sowie Christina Geiger konnten in einzelnen Rennen auf sich aufmerksam machen.



Dass das deutsche Herren-Team stärker geworden ist, liegt vor allem an Fritz Dopfer. Dem 24-jährigen Technik-Spezialisten gelang in dieser Saison mit elf Top Ten-Platzierungen (darunter zwei dritten Plätzen) der Durchbruch. Im Gesamtweltcup verdrängte er sogar Felix Neureuther, der jahrelang gewissermaßen das deutsche „Ein-Mann-Team“ bildete, als deutsche Nummer eins. Hinter diesen beiden hat außerdem mit Andreas Sander eine junge Speed-Hoffnung ein paar Ausrufezeichen gesetzt.

Fazit: Alles in allem haben die alpinen Skifahrer im vergangenen Winter den Aufwärtstrend der vergangenen Jahre fortgesetzt.

Biathlon


Nicht nur aus deutscher Sicht stand die Biathlon-Saison im Zeichen von Magdalena Neuner. Die Rekordweltmeisterin hatte schon vor dem ersten Rennen ihren Rücktritt zum Saisonende angekündigt und stand fortan in jedem Wettkampf noch mehr im Fokus. Neuner hielt dem Druck stand und verabschiedete sich eindrucksvoll: Drei WM-Titel in Ruhpolding, Gesamtweltcup, zehn Siege bei Einzelrennen.

Auch hinter Deutschlands erfolgreichster Biathletin aller Zeiten stimmten die Ergebnisse: Andreas Birnbacher schaffte in diesem Jahr den Sprung in die absolute Weltspitze. Der Bayer gewann drei Einzelrennen und sicherte sich den Disziplinsieg im Massenstart-Weltcup. Arnd Peiffer gewann zwei Rennen und landete insgesamt siebenmal auf dem Podium. Auch Simon Schempp fand sich dort einmal wieder.

Bei den deutschen Damen wird eine Lücke klaffen nach dem Karriere-Ende von Magdalena Neuner. Einzig die mittlerweile 34-jährige Andrea Henkel schaffte es zweimal auf das Podium eines Weltcup-Rennens, alle anderen Damen waren generell (zu) oft schwankend in ihren Ergebnissen.

Fazit:
Weltcup-Saison und Heim-WM in Ruhpolding liefen äußerst erfolgreich – auch wenn die eine oder andere Medaille knapp verfehlt wurde. Der kommende Winter dürfte gerade bei den Damen eher eine Übergangssaison werden. Ohne Magdalena Neuner fehlt die Frontfrau, aber womöglich ist die eine oder andere Athletin dadurch auch befreit.

Skispringen


Die ganz großen Zeiten der deutschen Skispringer liegen bereits ein Jahrzehnt zurück. Dazwischen gab es – abgesehen von ein paar einzelnen Highlights – viel Leerlauf. In dieser Saison ersprangen die deutschen Athleten zwar auch „nur“ einen Weltcupsieg durch Richard Freitag, doch eben dieser 20-jährige und sein drei Jahre älterer Teamkollege Severin Freund sprangen sich mit 5 bzw. 4 Top-3-Platzierungen in die absolute Weltspitze. Auch bei den Teamspringen im Verlauf der Saison haben die DSV-Athleten gezeigt, dass sie an einem guten Tag einer der ersten Anwärter für den Silberrang hinter den erfolgsverwöhnten und – zumindest in der Breite – kaum schlagbaren Österreicher sind.

Fazit: Auch im Skispringen geht es weiter bergauf. Mittlerweile dürfte Deutschland nicht mehr nur im Teamwettbewerb Medaillenanwärter bei der nächsten WM 2013 in Val di Fiemme und bei Olympia 2014 in Sotschi sein.

Skilanglauf


Mitte der 00er Jahre war Deutschland eine echte Macht in der Loipe. Tobias Angerer, Axel Teichmann oder René Sommerfeldt bei den Herren sowie Evi Sachenbacher-Stehle und Claudia Künzel (später Claudia Nystad) bei den Damen zählten über Jahre in fast jedem Rennen zu den Anwärtern auf einen Podiumsplatz. Mittlerweile ist von der deutschen Herrlichkeit nicht mehr viel übrig geblieben. Die genannten Recken sind entweder im Spätherbst ihrer Karriere oder bereits im Ruhestand, Nachfolger gibt es keine. So gehen denn auch die wenigen Lichtblicke auf das Konto von Axel Teichmann (ein Weltcupsieg), Tobias Angerer (zwei dritte Plätze) und Sprintspezialist Josef Wenzl (einmal Zweiter). Bei den deutschen Damen sprang noch nicht einmal ein einziger Podiumsplatz heraus, Hoffnung auf Besserung besteht derzeit kaum.

Fazit: Der Skilanglauf ist mittlerweile wieder die größte deutsche Wintersport-Problemdisziplin. Man ist fast wieder auf dem Niveau der späten 90er und frühen 00er Jahre angekommen, als Top Ten-Platzierungen bereits ein nennenswertes Resultat waren. Weder bei der nächsten WM noch bei Olympia in zwei Jahren sind viele Medaillen zu erwarten.

Nordische Kombination


In der mannschaftlichen Geschlossenheit sind die deutschen Kombinierer seit Jahren Weltspitze. Das haben sie auch 2011/12 wieder gezeigt: 5 Deutsche beendeten den Weltcup unter den Top 14, 14 Podiumsplätze in 23 Rennen sind ebenfalls vorzeigbar. Nach gutem Saisonstart (2 Siege in den ersten 4 Wettbewerben durch Tino Edelmann und Eric Frenzel) mussten sich die DSV-Athleten aber der Dominanz des Franzosen Jason Lamy-Chappuis, des Japaners Akito Watabe und des Norwegers Mikko Kokslien beugen, die diesem Winter den Stempel aufgedrückt haben. Sei’s drum, die Saison 2011/12 war ein Übergangsjahr ohne echten Saisonhöhepunkt, dafür war das Abschneiden ordentlich.

Fazit:
Im Hinblick auf die WM 2013 und Olympia 2014 scheinen die Deutschen auf einem guten Weg. Björn Kircheisen als „Senior“ ist mit 28 Jahren im besten Kombinierer-Alter, seine jüngeren Kollegen Tino Edelmann (26), Eric Frenzel (23), Fabian Rießle (21) und Johannes Rydzek (20) sind an guten Tagen ebenfalls Aspiranten auf eine Spitzenplatzierung – und sie alle haben ihre besten Jahre noch vor sich. Das verheißt gute Medaillenchancen für die nächsten Jahre, im Einzel wie im Team.

Bob


Bei den Damen dominierten die Deutschen wie gewohnt nach Belieben: Cathleen Martini sicherte sich mit vier Saisonsiegen den Gesamtweltcup vor Anja Schneiderheinze und der 2006er Olympiasiegerin Sandra Kiriasis. Beim Saisonhighlight, der WM im kanadischen Lake Placid, hatten allerdings die Kanadierinnen die Nase vorn. Am Ende reichte es für Sandra Kiriasis und Petra Lammert immerhin zu Silber.

Bei den Herren, wo die Leistungsdichte etwas höher ist, konnten die deutschen Piloten ebenfalls die gewohnt guten Resultate einfahren. Vor allem der erst 24 Jahre alte Maximilian Arndt machte sich im vergangenen Winter einen Namen: Aus dem „Windschatten“ von Manuel Machata, immerhin Weltmeister und Gesamtweltcupsieger 2010/11, schwang sich Arndt zur deutschen Nummer eins empor: Nach der Saison konnte er auf je zwei WM- und EM-Medaillen sowie Platz zwei im Zweier- und Viererbobweltcup zurückblicken. Bei den großen Entscheidungen hatten aber andere die Nase vorn: Die beiden WM-Titel im Zweier- und Viererbob gingen an den US-Amerikaner Steven Holcomb, die Gesamt-Weltcups an Beat Hefti (Schweiz/Zweier) bzw. Alexander Subkov (Russland/Vierer)

Fazit: Deutschland ist bei den Männern und Frauen Weltspitze. Arndt ist angesichts seiner Jugend die Zukunft des deutschen Bobsports, auch Manuel Machata ist erst 27 Jahre alt. Sandra Kiriais (37) wird wohl nach Sotschi 2014 aufhören, doch um die deutschen Frauen muss einem perspektivisch ebenfalls nicht bange sein.

Rodeln


Über die Dominanz der deutschen Rodlerinnen muss man kaum noch ein Wort verlieren. Auch wenn Tatjana Hüfner, Natalie Geisenberger, Anke Wischnewski und Corinna Martini „nur“ sieben der neun Weltcup-Rennen gewinnen konnten, bleiben die deutschen Damen das Maß aller Dinge. So ließen sie sich auch beim Saison-Höhepunkt, der WM in Altenberg nicht die Butter vom Brot nehmen: Tatjana Hüfner siegte vor Tatjana Iwanowa (Russland) und Natalie Geisenberger.

Bei den Männern vollzog sich endgültig die Wachablösung: Olympiasieger Felix Loch gewann nicht nur seinen dritten WM-Titel im Einzel, sondern durchbrach endlich auch die Dominanz des Italieners Armin Zöggeler im Weltcup. Andi Langenhan und David Möller als Zweiter bzw. Dritter im Gesamtweltcup rundeten das sehr gute deutsche Abschneiden ab.

Fazit: Deutschland ist auf Jahre hinaus in der Pole Position für Titel und Medaillen.

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