Wer hat’s erfunden? Wellenreiten shutterstock.com/EpicStockMedia

Wer hat’s erfunden? Wellenreiten

  • Marco Heibel
Viele Menschen zieht es im Sommer ans Meer, wo Sandstrände, himmelblaues Wasser und hohe Wellen locken. Nicht wenige versuchen sich in dieser Zeit auch auf dem Surfbrett. Doch wo liegen überhaupt die Wurzeln des Surfens bzw. Wellenreitens, und wie hat es sich seitdem entwickelt?

Das Zeitalter der großen Entdecker muss unheimlich aufregend gewesen sein. Zumindest gab es immer etwas Neues zu sehen. So muss sich etwa der Brite James Cook im Jahr 1778 verwundert den Kopf gekratzt haben, als er nicht nur die Hawaii-Inseln entdeckte, sondern als erster Mensch aus der „zivilisierten Welt“ auch noch Einheimische zu sehen bekam, die auf Holzbrettern auf den Wellen ritten. Auch heute noch ist Hawaii so etwas wie das Mekka des Wellenreitens. Doch entstanden ist es einige tausend Kilometer entfernt.

Ursprung des Wellenreitens in Polynesien


Einige Historiker gehen davon aus, dass das Wellenreiten bzw. Surfen bis zu 4.000 Jahre alt sein könnte. „Erfunden“ wurde es von den Polynesiern, einem Volk, das sich im Lauf seiner Geschichte vermutlich vom ostasiatischen Festland aus auf eine lange Wanderung gen Osten begeben und dabei u.a. Samoa, Tahiti, Neuseeland und Hawaii passiert bzw. niedergelassen hat. Noch heute bezeichnet der Begriff Polynesien ein riesiges Gebiet, das im Süden von Neuseeland, im Norden von Hawaii und im Osten den Osterinseln begrenzt wird.

Wellenreiten auf Hawaii: Ein gesellschaftliches Ereignis


Die ersten Versuche des Wellenreitens wurden bereits gemacht, bevor die Polynesier die Hawaii-Inseln erreichten. Man geht davon aus, dass sie sich zunächst bäuchlings oder rücklings unter großer Körperspannung von den Wellen tragen ließen (Body-Surfing). Später wurden kleinere Baumstämme oder Planken aus Holz eingesetzt. Auch der Mensch auf dem Holz machte Schritt für Schritt eine Evolution durch: aus dem Liegen wurde ein Knien, dann ein gerades und schließlich ein schräges Stehen.



Das Wellenreiten war gewissermaßen ein Ur-Bestandteil der polynesischen Kultur. Seinen vorläufigen Zenit erlebte es, als die Polynesier Hawaii erreichten (etwa im 10. Jahrhundert nach Christus). So waren die Buchten, welche die höchsten Wellen versprachen, für die Elite der Gesellschaft reserviert. Ferner fand einmal jährlich auf Hawaii das Makahiki-Fest statt, für dessen Dauer von drei Monaten(!) die Arbeit komplett ruhte. Zu den Höhepunkten des Festes gehörten die Wettkämpfe im Wellenreiten. Wer hier gewann, sicherte sich Ruhm und Anerkennung auf Lebenszeit.

Christliche Missionare beenden das „heidnische“ Wellenreiten


Im frühen 19. Jahrhundert machten die christlichen Missionare auf Hawaii dem „heidnischen Treiben“ jedoch ein Ende und untersagten das Wellenreiten im Jahr 1823. Im kulturellen Gedächtnis blieb es jedoch erhalten.

So war es nur logisch, dass das Wellenreiten früher oder später wiederbelebt würde. 1908 war es so weit als der erste Surfclub auf Hawaii gegründet wurde, von wo aus es sich wie eine Welle in die weite Welt ausbreitete. In den 1920er Jahren erreichte der Trend u.a. Kalifornien, wo Techniktüftler das Wellenreiten zu einem echten Sport, dem Surfen, weiterentwickelten.

Der weltweite Durchbruch erfolgte schließlich in den 1950er Jahren, als reiche Amerikaner das Surfen als Urlaubsvergnügen entdeckten. Der Jet Set exportierte es schließlich auch an die mondänen Strände des Mittelmeeres oder nach Australien. Merke: Selbst konservative Missionare müssen schon härtere Geschütze auffahren, um einen Sport s zu verbieten, der so viel Spaß macht.

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