Herzmuskelentzündung: Tödlicher Schnupfen! shutterstock

Herzmuskelentzündung: Tödlicher Schnupfen!

  • Redaktion
Wer mit einer Erkältung Sport treibt, riskiert viel. Denn wenn sich die Viren im Körper ausbreiten, droht eine Herzmuskelentzündung. Und die kann tödlich sein. Beispiele gibt es genug. Das jüngste prominente Sport-Opfer war der 800-m-Läufer René Herms.

Der 9. Januar 2009 war ein Trauertag für die Deutsche Leichtathletik. 800-m-Läufer René Herms wurde tot vor dem Computer in seiner Wohnung in Lohmen (Sachsen) aufgefunden. Erst eine Obduktion gab Aufschluss über die Todesursache: Der 26-jährige Herms starb an einer Herzmuskelentzündung.

Sportler mit Herzmuskelentzündung

Leider ist der Tod von René Herms kein Einzelfall. In der Vergangenheit gab es schon öfter Fälle, in denen eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) zum Tode eines Spitzensportlers geführt haben. 2003 starb der Kameruner Fußball-Nationalspieler Marc Vivien Foé, 2004 brach der Star von Benfica Lissabon, Miklós Fehér, im Meisterschaftsspiel gegen Vitória Guimaraes tot zusammen.

Auch in der Fußball-Bundesliga hätte es in der aktuellen Saison beinahe einen Todesfall gegeben. Viele haben bestimmt den Fall von Ümit Özat noch vor Augen. Der Spielführer des 1.FC Köln war am 3. Bundesligaspieltag beim Karlsruher SC auf dem Spielfeld zusammengebrochen und musste noch auf dem Spielfeld reanimiert werden. Ursache für den Zusammenbruch war eine Entzündung des Herzmuskels.


Training mit Erkältung ist ein Todesroulette

Gerade in der Zeit, in der Grippe und Erkältung an der Tagesordnung sind, steigt auch das Risiko einer Myokarditis. Das bestätigt Prof. Dr. Hans-Joachim Trappe, Kardiologe an der Universitätsklinik Marienhospital in Herne: „Wer mit einer Grippe oder einer Erkältung Sport treibt, spielt Roulette mit seinem Leben. Denn die Viren können die Herzmuskeln befallen und eine Myokarditis verursachen.“ Durch Sport vergrößert die Wahrscheinlichkeit, dass aus einer Erkältung eine Herzmuskelentzündung entsteht, die Herzrhythmusstörungen zur Folge haben kann.

Die meisten Fälle der Herzmuskelentzündung gehen glimpflich aus. Doch wer die Entzündung nicht auskuriert und weiter Sport treibt, riskiert sein Leben. Rund 5 Prozent der Fälle des plötzlichen Herztods sind das Resultat einer verschleppten Myokarditis.

Vorsicht bei Erkältung

Darum ermahnt Prof. Trappe, der auch im Vorstand der deutschen Herzstiftung sitzt, jeden Sportler, mit einer Erkältung vorsichtig zu sein: „Eine Erkältung darf man nicht unterschätzen. Darum sollte man als Hobbysportler bei einer Erkältung oder einer Grippe zwei bis drei Wochen mit dem Training pausieren.“ Das heißt natürlich nicht, dass man bei jedem kleinen Husten eine Pause einlegen sollte, oder die Laufschuhe in den Keller bringt, weil man einmal niesen musste. Trappe empfiehlt: „Die Grenze zwischen einem leichten Husten und einer Erkältung sind fließend und nur schwer festzulegen. Aber als Indiz kann man die Arbeitsmoral nehmen. Wenn man sich zu krank fühlt, zur Arbeit zu gehen, sollte man auch keinen Sport treiben.“

Leistungssportler haben ein großes Problem. Eine zweiwöchige Trainingspause kann einen in der Wettkampfvorbereitung weit zurückwerfen. Wer durch Einsätze in der Liga und entsprechende Prämien seinen Lebensunterhalt verdient, muss durch eine Pause auch finanzielle Verluste hinnehmen.

Auf Warnsignale achten

Wer also unbedingt Sport treiben will oder muss, sollte entsprechende Vorsichtsmaßnahmen treffen. Dazu gehört ein Besuch bei einem Internisten, einem Cardiologen oder beim Hausarzt. Durch ein EKG und ein Blutbild kann der Arzt feststellen, ob das Herz durch eine verschleppte Erkältung von Viren befallen ist. Beim Blutbild kann man durch den CRP-Wert feststellen, wie viele Entzündungserreger im Blut sind. Übersteigt die Zahl den kritischen Wert, ist eine Pause dringend erforderlich, um dem Körper Zeit zu geben, die Viren zu bekämpfen.

Nicht jede Myokarditis führt direkt zu Herzrhythmusstörungen oder zu Organversagen. Wenn der Herzmuskel entzündet ist, sendet der Körper Warnsignale. Fieber, Müdigkeit, Leistungsabfall, Schwäche, Atemnot oder Schmerzen in der Brust sind klare Signale, dass sich Viren am Herz eingelagert haben. Sollte nach einer Erkältung eines oder mehrerer der Symptome bei Euch auftreten, solltet Ihr auf jeden Fall vor dem nächsten Training einen Arzt aufsuchen, der Euch grünes Licht gibt.

Mit einer entsprechenden Vorsorge bleibt ein tragischer Tod wie der von René Herms vielleicht in Zukunft erspart.

Christian Riedel

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