Sportverletzung – die weiche Leiste Shutterstock.com/dalayo

Sportverletzung – die weiche Leiste

  • Christian Riedel
Die weiche Leiste oder auch Sportlerleiste gehört zu den typischen Problemen, mit denen sich viele Sportler herumplagen. Aber wie entsteht die weiche Leiste und was kann man dagegen tun?

Neben Knie und Knöchel ist die Leiste ein wunder Punkt bei vielen Sportlern. Rund fünf Prozent aller Sportverletzungen betreffen die Leistenregion. Dabei ist kaum eine Sportart risikofrei. Egal ob beim Hürdensprint, beim Handball, Turnen oder Sportgymnastik, bei jeder Sportart, bei der man Gegnerkontakt hat oder einen großen Schritt machen muss, besteht die Gefahr einer Leistenverletzung. Im Fußball machen diese Sportverletzungen sogar sieben Prozent aller Probleme aus. Schließlich muss man beim Stoppen, Schießen oder Grätschen das Bein oft unnatürlich drehen, was zu einer erhöhten Belastung der Leiste führt.

Eine häufige und bekannte Verletzung ist der Leistenbruch (Hernie), über den wir bereits geschrieben haben. Doch nicht immer muss das Leistenband beschädigt sein. In den letzten Jahren rückte die so genannte weiche Leiste in den Fokus der Mediziner, die im englischen „Sportsmen’s Hernia“ genannt wird, die vielen Sportlern Probleme bereitet. So litt beispielsweise Bayern-Star Franck Ribery ebenso unter der Sportlerleiste wie der tschechische Nationalstürmer Martin Fenin, der bis vor kurzen noch sein Geld bei Eintracht Frankfurt verdiente. Aufgrund der Anatomie sind fast ausschließlich Männer von der Sportlerleiste betroffen.

Bei der weichen Leiste ist die Hinterwand des Leistenkanals geschwächt. Diese ist die entscheidende Struktur, die der Bauchdecke in der Region die Stabilität verleiht. Die Schwächung ist häufig die Folge einer zu hohen oder andauernden sportlichen Belastung. In der Folge einer langen sportlichen Betätigung kommt es zu Abnutzungserscheinungen und zur Schwächung des Gewebes. Das Problem mit der Hinterwand des Leistenkanals besteht darin, dass diese Struktur aus faserigem Bindegewebe und nicht aus Muskeln besteht. Daher kann sie nicht gestärkt und die Stabilität durch Training nicht erhöht werden.

Wie kommt es zur weichen Leiste?


Die Sportlerleiste kann entstehen, auch wenn die Bauch- und Rumpfmuskulatur noch so gut trainiert ist. Schließlich entsteht diese bei einer Gewebeschwäche in dem muskelfreien Bereich der Leiste. Wird nun der Druck auf die Leiste im Innern der Bauchhöhle durch eine plötzliche Muskelanspannung erhöht, beispielsweise durch einen Schuss im Fußball, kann sich die muskelfreie Gewebeschicht nach vorne wölben. Die Wölbung drückt auf die dort verlaufenden Nervenbahnen, die ebenfalls gedehnt und dadurch gereizt werden. Für den Betroffenen ist das eine schmerzhafte Angelegenheit, wobei die Schmerzen bis in den Genitalbereich und die Hoden ausstrahlen kann.

Diagnose


Im Gegensatz zum Leistenbruch, bei der sich eine Wölbung in der Leiste sogar mit der bloßen Hand ertasten lässt, ist die weiche Leiste nur schwer zu diagnostizieren. Typisches Indiz sind eben lange anhaltende Schmerzen in der Leistengegend. Nur mit bildgebenden Verfahren wie CT, Kernspin oder der Sonographie kann man der Sportlerleiste auf die Spur kommen. Doch auch dann ist die Diagnose schwierig. Denn die Wölbung tritt in der Regel nur bei Belastung auf. Da man bei den bildgebenden Verfahren ruhig auf dem Rücken liegt, tritt keine Veränderung in der Leiste auf und die Probleme bleiben unerkannt. Insofern müssen zunächst per Ausschlussverfahren alle anderen möglichen Ursachen herausgefiltert werden. Dennoch benötigt man einen erfahrenen Mediziner, um die richtige Diagnose zu stellen.

Therapie


Lange wurden nur entzündungshemmende Medikamente gegen die weiche Leiste eingesetzt. Doch diese Maßnahmen, zu denen Injektionen, Wärmebehandlungen oder längere Sportpausen gehörten, zeigten nur wenig Erfolg. Diverse Studien, die seit den 1990ern durchgeführt wurden, haben ergeben, dass ein chirurgischer Eingriff deutlich mehr Erfolgschancen hat (veröffentlicht unter anderem im „American Journal of Sports Medicine“, im „European Journal of Medical Research“ und im „Journal of Bone and Joint Surgery“).

Ein möglicher Eingriff ist die Straffung des Gewebebandes durch eine Naht, bei der auch die Hinterwand des Leistenkanals gestärkt wird. Dabei werden auch die betroffenen Nerven verlegt bzw. entfernt. Die Heilung verläuft schnell. Bereits nach ein bis zwei Wochen kann der Betroffene wieder voll trainieren. Diese OP-Technik ist besonders für jüngere Sportler mit straffem Bindegewebe geeignet. Ansonsten kann mit Hilfe eines Kunststoffnetzes, das an den Leistenkanal angetackert oder geklebt wird, die geschwächte Region ebenfalls stabilisiert werden.

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