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Sonnenallergie – Folgen und Maßnahmen zur Heilung

  • Maria Poursaiadi
Wenn sich nach dem ersten Sonnenbad die Haut rötet, sie kribbelt und juckt, könnte eine Sonnenallergie vorliegen. Was das ist, wie man sich davor schützen kann und wie sie behandelt werden sollte, erklärt Prof. Dr. Erhard Hölzle vom Klinikum Oldenburg und Mitglied im Ärzteverband Deutscher Allergologen.

netzathleten: Prof. Dr. Erhard Hölzle, Sie als Allergologe haben bestimmt schon eine Sonnenallergie gesehen. Wie äußert sich das Ganze auf der Haut?
Prof. Dr. Erhard Hölzle: Während der Sonnenbestrahlung oder mehrere Stunden bis wenige Tage danach treten auf der sonnenexponierten Haut Juckreiz und gerötete kleine Knötchen oder flache erhabene Plaques auf. Meist verschwinden die Veränderungen nach Stunden oder Tagen wieder spontan ohne Spuren an der Haut zu hinterlassen.

netzathleten: Was genau ist eine Sonnenallergie und wie bekommt man sie?
Prof. Dr. Erhard Hölzle: Eine Sonnenallergie ist eine Lichterkrankung der Haut, wir sprechen von einer Photodermatose, welche eine pathologische, also krankheitsspezifische Reaktion der Haut auf Sonnenlicht voraussetzt und daher nur ganz bestimmte, prädisponierte Patienten betrifft. Photodermatosen unterscheiden sich eindeutig vom Sonnenbrand, der jeden Menschen betrifft, eine flächenhafte Rötung bis hin zur Blasenbildung der Haut mit einem eindeutig brennenden Gefühl verursacht und der verzögert, etwa 12 bis 18 Stunden nach der Sonnenbestrahlung auftritt. Er entsteht immer dann, wenn durch eine zu große Strahlendosis die natürlichen Schutzmechanismen der Haut überfordert werden.

netzathleten: Es gibt mehrere Formen von Sonnenallergie. Welche wären das?
Prof. Dr. Erhard Hölzle: Lichterkrankungen der Haut sind ein Sammeltopf von Erkrankungen, welche als Sofortreaktion unter Sonneneinstrahlung oder aber mit Verzögerung nach Sonnenexposition auftreten und ganz unterschiedliche Ausprägungsformen an der Haut annehmen können.

Die klassische Sofortreaktion ist die Lichturtikaria. Dabei kommt es zu juckenden Quaddeln, die wir Urtikaria nennen. Sie treten innerhalb von Minuten noch während der Sonnenbestrahlung auf und verschwinden recht schnell wieder.

Demgegenüber ist die polymorphe Lichtdermatose die häufigste Form der Sonnenallergie. Sie betrifft 20 Prozent der Bevölkerung. Sie ist zwar störend, aber vergleichsweise harmlos. Hier treten juckende rote Flecken auf, die gelegentlich auch Bläschen ausbilden können. Die Hautveränderungen verschwinden spontan innerhalb von mehreren Tagen, ohne Spuren zu hinterlassen.

Von der polymorphen Lichtdermatose ist die so genannte Mallorca-Akne zu unterscheiden. Dies ist eine akneartige Reaktion der Haar-Talgdrüsenanlagen der Haut, die nach einem intensiven Sonnenurlaub in der lichtexponierten Haut mit einer Verzögerung von etwa zwei Wochen auftritt und viele Wochen bestehen bleiben kann. Ihr Vorkommen ist eher selten.

netzathleten: Sind diese Hauterkrankungen vom Hauttyp abhängig oder von anderen umweltmäßigen Einflüssen?

Prof. Dr. Erhard Hölzle: Eine Ursache der bisher genannten Erkrankungen kennen wir nicht. Sie treten – wie wir sagen - idiopathisch (ohne fassbare Ursache) auf. Die besondere Bereitschaft der Patienten zu diesen Erkrankungen ist uns nicht näher bekannt. Im Übrigen ist der Hauttyp der Patienten nicht für die Sonnenallergie entscheidend und auch besondere Umweltfaktoren können nicht verantwortlich gemacht werden.

Allerdings gibt es demgegenüber auch echte photoallergische Reaktionen, wobei eine chemische Substanz durch Sonnenlicht so aktiviert wird, dass sie als Allergen wirken kann. Solche Substanzen können in Kosmetika und insbesondere in Sonnenschutzmitteln vorhanden sein. Aber auch einige Medikamente entfalten eine lichtsensibilisierende Wirkung. Eine solche Sonnenallergie im engeren Sinne ist mit einer flächenhaften Rötung, mit Juckreiz, mit Schuppung und mit Ausbildung von kleinen Knötchen und Bläschen verbunden.

netzathleten: Der Trend geht dahin, dass immer mehr Leute an der Sonnenallergie erkranken. Woran könnte das liegen?

Prof. Dr. Erhard Hölzle: Dies hängt wohl damit zusammen, dass wir uns zunehmend häufiger der Sonne aussetzen. Zu denken ist vor allem an den Sonnentourismus, der mittlerweile auch in den Wintermonaten stattfindet. Die Haut erhält immer weniger die Möglichkeit, sich von Sonneneinstrahlung und Erhitzung zu erholen.

netzathleten: Kann die Sonnenallergie auch Auswirkungen auf das Immunsystem oder Ähnliches haben?
Prof. Dr. Erhard Hölzle: Die echte Photoallergie, bei der eine zeitlebens bleibende Sensibilisierung gegen das auslösende Photoallergen entsteht, stellt wohl eine veränderte Reaktion des Immunsystems dar. Im Falle der idiopathischen Photodermatosen liegt sicherlich ebenfalls eine Schwächung des Immunsystems vor, die wir im Einzelnen aber noch nicht kennen.

netzathleten: Kann Sonnenallergie chronisch werden?
Prof. Dr. Erhard Hölzle: Im Allgemeinen bleibt die Bereitschaft, eine Sonnenallergie auszubilden, über viele Jahre oder Jahrzehnte bestehen. Sie tritt natürlich immer nur dann auf, wenn Sonnenstrahlung einwirkt. In sehr seltenen Fällen, kann ein chronisches Lichtekzem entstehen, welches ohne durch UV-Strahlung oder sogar durch sichtbares Licht alleine ausgelöst wird und dann zu einer chronischen juckenden Ekzemreaktion der Haut führt.

netzathleten: Kann die Sonnenallergie bleibende Schäden auf der Haut hinterlassen?

Prof. Dr. Erhard Hölzle: Grundsätzlich ist das nicht der Fall. Es gibt die seltene Ausnahme der Hydroa vacciniformia, die vorwiegend bei Kindern auftritt und sich sehr schwer ausprägen kann. Es kommt dann unter anderem zur Ausbildung von pockenartigen Narben, die dann insbesondere entstellend im Gesicht wirken können.

netzathleten: Was kann man zur Vorbeugung tun?

Prof. Dr. Erhard Hölzle: Die Entstehung einer Sonnenallergie kann man wohl kaum vermeiden, da sie eine persönliche Reaktionsbereitschaft voraussetzt, die wir nicht kennen und daher auch nicht wissen, wo unsere Vorbeugung ansetzen soll. In jedem Fall sinnvoll ist es, sich langsam an die Sonne zu gewöhnen, wobei es wichtig ist, Rötungen die ja schon den beginnenden Sonnenbrand anzeigen, zu vermeiden und langsam zu bräunen. Damit gibt man den natürlichen Lichtschutzmechanismus genügend Zeit, einen ausreichenden Schutz aufzubauen. Zur Vorbeugung einer polymorphen Lichtdermatose hat sich die Anwendung von Breitband-Lichtschutzmitteln mit hohem Lichtschutzfaktor in Verbindung mit Antioxidantien zur Unterstützung der natürlichen Lichtgewöhnung sehr gut bewährt.

netzathleten: Wie geht man mit einer Sonnenallergie am besten um?
Prof. Dr. Erhard Hölzle: Zunächst ist das Vermeiden von Sonne bis zur Abheilung der Hautveränderungen am wichtigsten. Unterstützend wirken dabei antientzündlich wirkende Medikamente, zum Beispiel milde kortisonhaltige Lotionen oder Cremes. In jedem Fall sollte man einen Hautarzt aufsuchen, um die Diagnose klarzustellen und möglicherweise eine Ursachenforschung betreiben zu können, falls eine allergische Reaktion auf eine äußerliche Substanz oder ein Medikament vorliegt. Auch die Behandlung mit spezifischen Medikamenten oder mit besonderen lichttherapeutischen Verfahren ist möglich, kann jedoch nur vom Hautarzt durchgeführt werden.

netzathleten: Was wäre ein allgemeiner Rat, den man befolgen müsste um eine Sonnenallergie zu vermeiden?

Prof. Dr. Erhard Hölzle: Wichtig ist der vernünftige Umgang mit der Sonne, zu der die schon erwähnte langsame Lichtgewöhnung gehört. Auf ungewöhnliche Hautreaktionen – während oder nach Sonneneinstrahlung – sollte man achten und gegebenenfalls die Abklärung durch einen Hautarzt suchen. Dieser kann dann auch die notwendigen Behandlungsmaßnahmen einleiten.

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