Hirnschaden – Wie gefährlich ist Amateurboxen? Jörg Birkel

Hirnschaden – Wie gefährlich ist Amateurboxen?

  • Christian Riedel
Boxen findet immer mehr Anhänger bei Hobbysportlern. Während Profis ohne Kopfschutz kämpfen, müssen Amateure zumindest einen gepolsterten Schutzring tragen. Doch auch mit Kopfschutz ist Boxen gefährlicher, als so mancher Amateur denkt.

Das Ziel im Boxen ist eigentlich nicht gerade sportlich. Es geht darum, seinen Gegner zu verletzen und ihm ein Schädel-Hirn-Trauma zuzufügen. Denn ein Knockout ist nichts anderes. Boxen ist ein gefährlicher Sport. Daher kann man vielleicht nachvollziehen, warum man zwar Fußball oder Tennis spielen kann, aber niemand Boxen spielt. Davon kann sich jeder ein Bild machen, der bei den anstehenden 0lympischen Spielen den einen oder anderen Kampf verfolgen will.

Boxen ist gefährlich fürs Gehirn. Das gilt nicht nur für die Profis, die ohne Polster kämpfen. Auch der Kopf und das Gehirn von Amateuren leiden bei jedem Schlag, auch wenn man sich vor Kopfverletzungen schützt. Wie eine Studie an schwedischen Amateurboxern gezeigt hat, haben auch Amateurboxer ein erhöhtes Risiko für verschiedene Hirnschäden, wie beispielsweise einer Dementia pugilistica. Diese Erkrankung, die auch als Boxer-Syndrom bekannt ist, ähnelt von den Symptomen und dem Verlauf her der Parkinsonschen Krankheit.

Vernarbtes Gehirn


Obwohl Amateurboxer einen Kopfschutz tragen, sind sie nicht vor Kopfverletzungen geschützt. Denn man kann nicht verhindern, dass man am Kopf getroffen wird. Im Training, beim Sparring und vor allem im Wettkampf passiert das unzählige Male im Verlauf eines Boxerlebens. Dies bleibt nicht ohne Folgen für das Gehirn, das indirekt bei jedem Treffer erschüttert wird und Narben davon trägt.

Wie groß das Risiko für Hirnverletzungen ist haben Forscher um Sanna Neselius an der Sahlgrenska Universitätsklinik in Göteborg ermittelt. Die schwedischen Mediziner untersuchten 30 Amateurboxer, die mindestens 45 Kämpfe absolviert hatten und daher bereits sehr häufig am Kopf getroffen wurden.

Nach einem Kampf war bei rund 80 Prozent der Boxer die Konzentration bestimmter Proteine erhöht, die auf eine Demenzerkrankung hindeuten. Dazu zählen die Proteine T-tau, NFL, GFAP und S-100B. Teilweise war die Konzentration noch zwei Wochen nach dem Kampf erhöht. Wenn man bedenkt, dass ein Amateurboxer bei den Olympischen Spielen in 16 Tagen fünfmal in den Ring steigen muss, wenn er ins Finale kommt, kann man sich vorstellen, wie sehr sich die Konzentration erhöht und wie lange die Proteine im Körper bleiben. Laut Neselius deutet das darauf hin, dass durch Boxen das Gehirn bleibende Schäden davon tragen kann. Gerade bei Boxern treten gehäuft Gehirnschäden wie Parkinson oder Alzheimer auf. Das prominenteste Beispiel ist hier wohl Muhammad Ali.

Boxen ist ein toller Sport, wenn es um die körperliche Fitness geht. Doch ob man seinem Gehirn so eine Belastung zumuten möchte, muss jeder für sich selber entscheiden. Und dass das Gehirn beim Boxen leidet, gilt nun eben auch für Amateure.

http://www.plosone.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pone.0033606

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