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Wasmeier: "Die wollen da ja runter!"

Wieder einmal war das Hahnenkammrennen in Kitzbühel von schweren Stürzen überschattet. Auch der Gesamtweltcupführende Aksel Lund Svindal war betroffen: Er riss sich das Kreuzband sowie einen Meniskus. Die Diskussion um die Sicherheit im Skisport ist seitdem im vollen Gange. Im Rahmen eines Medientermins auf der Sportartikelmesse ispo befragten wir Doppelolympiasieger Markus Wasmeier dazu. Er relativiert das Geschehen.

WasiMarkus Wasmeier (Mi.) am Stand von ABSnetzathleten: Markus, hier am Stand geht es um mehr Sicherheit im Skisport, es werden Lawinenairbags vorgestellt. In Kitzbühel ging es am Wochenende wieder mal alles andere als sicher zu. Wie bewertest Du die Stürze dort?
Markus Wasmeier: Es ist natürlich schade, wenn Athleten sich verletzen. Ich verstehe die Diskussionsgrundlage aber nicht. Es war doch eigentlich alles wie immer, ganz normal. Jeder von uns fährt dort freiwillig herunter und jeder von uns will die schwierigsten Strecken fahren. Dass das mit gewissen Gefahren verbunden ist, ist uns allen bewusst. Man darf nun mal keine Fehler machen, denn man sieht ja in solchen Momenten, welche Dynamik in unserem Sport steckt.  

netzathleten: Nun sind die drei Stürze alle an der gleichen Stelle passiert. Hätte man diese mit einer veränderten Kursführung entschärfen können?
Markus Wasmeier: Nein, denn die Kurssetzung ist ja bereits so, dass jeder Abfahrer genug Platz hat, seine Linie zu wählen. Der spätere Sieger, Peter Fill, ist fünf Meter weiter innen gefahren, hat eine viel engere Linie gewählt. Dort ist die Welle nicht vorhanden, also die Kompression bei weitem nicht so ausgeprägt. Das wusste ich zu meiner aktiven Zeit vor 35 Jahren schon, dass die Kompression da ist und dass man bloß nicht zu weit außen herauskommen sollte, weil der Schwungansatz dann genau in der Kompression liegt. Wenn die Sicht nicht optimal ist, muss man umso mehr darauf achten. Die drei Gestürzten, Svindal, Reichelt und Streitberger, haben alle den gleichen Fehler gemacht. Sie kamen viel zu weit außen an diese Stelle und konnten dem Druck dort nicht mehr standhalten.

netzathleten: Hat der mangelnde Schnee in diesem Jahr noch eine verstärkende Wirkung auf die Kompression?
Markus Wasmeier: Klar, je weniger Schnee liegt, umso mehr kommen die Formen des Bodens durch. Das ist aber eine natürliche Bodenwelle dort und wir können ja nicht jede Strecke mit einem Bulldozer begradigen und eine Formel 1-Strecke daraus machen. Das wollen auch die Aktiven nicht.

netzathleten: Die Stürze sind also nicht dem Ruf nach mehr Show, nach mehr Spektakel im Skisport geschuldet?
Markus Wasmeier: Nein. Man hat doch die Strecken bereits extrem entschärft. Nehmen wir Kitzbühel. Der Sprung nach dem Steilhang in den Zielhang hinein war früher viel weiter und schwieriger zu stehen. Dort musste man früher sprichwörtlich ums Überleben kämpfen, weil man da schon völlig ausgepowert ankam. Der Sprung ist heute doch viel harmloser und dennoch stürzte auch hier ein Läufer – ebenfalls aufgrund eines individuellen Fehlers. Eine Unkonzentriertheit.

netzathleten: Bei eben diesem Otmar Striedinger öffnete sich sogar der neue Renn-Airbag. Wie ist Deine Meinung dazu und hast Du ihn womöglich sogar getestet?
Markus Wasmeier: Ja habe ich und ich finde, das ist eine richtig gute Entwicklung. Momentan benutzen ihn allerdings erst 20 Prozent der Fahrer. Ich denke aber, dass er sich langfristig durchsetzen wird.

Hintergrund: Airbag im Skirennsport

Den aktuellen Rennairbags der Firma Dianese ging eine knapp 20 Jahre lange Entwicklungszeit voraus. Zunächst für den Motorradsport entwickelt, wurde die Forschung auf den Ski-Rennsport ausgeweitet. Insgesamt sieben Sensoren sollen dafür sorgen, dass der Airbag im richtigen Moment auslöst und die Luftpolster im Schulter und Brustbereich aufgehen. Drei Geschwindigkeitssensoren, drei Rotationssensoren und ein GPS – das mit den Renndaten der vergangenen fünf Jahre gefüttert ist – lösen dann aus, wenn alle Sensoren gleichzeitig eine Grenzwertüberschreitung feststellen.

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