Druck und Erleichterung – Jens Filbrich auf dem Weg nach Sotschi getty images

Druck und Erleichterung – Jens Filbrich auf dem Weg nach Sotschi

  • Nils Borgstedt
Lange sah es nicht gut aus für Jens Filbrich, sich für die Olympischen Spiele zu qualifizerien. Stattdessen lieferte er in der Saison unter anderem das schlechteste Weltcupergebnis seiner Karriere ab. Wir sprachen mit Filbrich über seinen Gesundheitszustand, den großen Druck und falschen Ehrgeiz.

netzathleten.de: Wie geht’s dir? Was macht die Verletzung?
Jens Filbrich: Das Gute ist, dass sie mich vom Training her nicht wirklich beeinträchtigt hat, außer die ersten ein, zwei Wochen nach dem Sturz. Leider konnte mir aber keiner genau sagen, wie lange ein solches Schädel-Hirn-Trauma zweiten Grades dauert. Dadurch bin ich ein bisschen zäh in die Saison gekommen, doch jetzt ist die Verletzung ausgestanden. Ich fühle mich wieder gesund und fit und die Verletzung beeinträchtigt mich nicht weiter.

netzathleten.de: Die ersten Ergebnisse im Weltcup waren dennoch nicht zufriedenstellend, mit Platz 83 hast du sogar das schlechteste Ergebnis deiner Karriere erlebt. Kamen die Rennen zu früh nach dem Unfall?
Jens Filbrich: Definitiv. Ich habe vielleicht den Fehler gemacht, dass ich schon zwei Wochen nach dem Sturz wieder angefangen habe, intensiv zu trainieren und bei Wettkämpfen zu starten. Das kam viel zu früh. Die schlechten ersten Rennen waren die Folge. Und solche Ergebnisse bekommt man dann auch eine Weile nicht mehr aus dem Kopf. Ich habe mich nur ganz, ganz mühsam wieder aufrappeln können.

netzathleten.de: Du hast den Kopf angesprochen. Es ist deine letzte Saison, eine Olympiasaison, und die Qualifikation will nicht klappen. Da wird der Druck wahrscheinlich nicht geringer…
Jens Filbrich: Definitiv. Bei mir war es vor allem in den letzten Jahren schon immer so, dass ich die Qualifikation zu Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen schon vor Weihnachten in der Tasche hatte. Und das war dieses Jahr überhaupt nicht drin. Durch die Verletzungsprobleme hatte ich anfangs eine schlechte Form, dadurch habe ich mich dann noch stärker unter Druck gesetzt. Ich wollte wieder frühzeitig die Norm angreifen. Mitte Dezember habe ich aber dann realisiert, dass es so nicht funktioniert. Ich bin dann nochmal alleine in ein Trainingslager gefahren, habe mich nochmal aufgebaut, fokussiert. Die Tour de Ski stand ja an.

netzathleten.de: Wie große war die Angst, dass die Spiele in Sotschi ohne dich stattfinden?
Jens Filbrich: Die Bedenken waren da, dass ich gerade in meiner letzten Saison als Langläufer den Saisonhöhepunkt verpassen könnte. Die Chancen, sich zu qualifizieren, wurden ja immer weniger. Es gab immer weniger Rennen, die ich hätte laufen können. Dementsprechend wächst natürlich auch der Druck ungemein.

netzathleten.de: Nun hat es ja doch noch geklappt. Ein siebter Platz an Neujahr beim Massenstartrennen über 15km klassisch reicht. Ist jetzt der Knoten geplatzt?
Jens Filbrich: Nach dem Trainingslager war mein ultimatives, großes Ziel bei der Tour de Ski die Norm zu erfüllen. Ansonsten hätte ich nur noch beim Weltcup in Polen übernächste Woche eine Chance gehabt. Umso glücklicher bin ich, dass es jetzt geklappt hat. Ich hätte die ganze Welt umarmen können und war superhappy. Ich fahre jetzt zu meinen vierten olympischen Spielen und hoffe, dass der Knoten dann richtig platzt. Ich kann mich jetzt konzentriert vorbereiten und zusehen, in Sotschi mit einer starken Form an den Start zu gehen, um dann auch um Medaillen mitkämpfen zu können.

netzathleten.de: Und wie gestaltet sich die Vorbereitung konkret? Wirst du alle Wettkämpfe bis dahin mitmachen?
Jens Filbrich: Ich bin ja auch dieses Jahr die Tour de Ski wieder durchgelaufen. Zum achten Mal in Folge übrigens. Das haben nur drei Langläufer geschafft. Darauf bin ich ziemlich stolz. Aber selbstverständlich muss man sich nach einer so harten Tour erstmal erholen. Daher steht diese Woche regeneratives Training auf dem Programm und ich lasse den nächsten Weltcup in Nove Mesto aus. In Polen in der Woche drauf möchte ich gerne wieder beim Massenstart über 15km klassisch starten. Und auch die Olympiaprobe in Toblach möchte ich gerne mitmachen. Es ist ja auch ganz wichtig, dass man im Wettkampfrhythmus bleibt. Dennoch: Fokus und Kopf sind schon komplett in Sotschi, und da möchte ich dann die beste Form haben.

netzathleten.de: Die größten Medaillenchancen liegen dort sicherlich in der Staffel. Du bist zuletzt nicht wie gewohnt als Startläufer gestartet. Für Olympia ist das aber schon dein Wunsch, oder?
Jens Filbrich: Letztes Jahr bei der WM war ich ja leider nicht in der Staffel. In diesem Jahr gibt es aber einige Wettkämpfe, die mir liegen sollten, zum Beispiel der Einzelstart 15-Kilometer klassisch. Da möchte ich auf jeden Fall ein gutes Ergebnis anbieten, um mich auch wieder für eine Staffel zu empfehlen. Mein Ziel ist es, wieder möglichst als Startläufer bei der Staffel dabei zu sein, wie ich es ja auch schon einige Male bei Höhepunkten gemacht habe. Hier sehe ich auch die große Chance, eine Medaille zu gewinnen.

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