Strecken, Erinnerungen, Anekdoten – Jens Filbrichs Weltcupausblick getty images

Strecken, Erinnerungen, Anekdoten – Jens Filbrichs Weltcupausblick

  • Nils Borgstedt
An diesem Wochenende beginnt der Weltcup der Langläufer. Mit dabei: Jens Filbrich. Der Routinier stellt auf netzathleten.de exklusiv die Weltcupstationen seiner letzten Saison der Karriere vor und erzählt die eine oder andere Anekdote.

Nach seinem Sturz hat sich Jens Filbrich wieder gut erholt und steht im Aufgebot für den ersten Weltcup der Saison in Kuusamo, Finnland. Es wird sein letzter Start dort, wie bei allen anderen Weltcups dieser Saison sein, denn nach diesem Winter ist Schluss. Filbrich beendet seine Karriere. Hoffentlich mit dem einen oder andere Podestplatz. Und das sind seine Geschichten, Erinnerungen und Erwartungen an die Weltcupstrecken des Winters 2013/14.

Kuusamo

„Kuusamo ist eine meiner absoluten Lieblingsstrecken. Hier habe ich viele Top-Ten-Ergebnisse erlaufen können und stand auch schon auf dem Podium. Mit der Mannschaft haben wir hier sogar mal beim Skiathlon die Plätze eins, drei, vier, sechs und sieben geholt. Fünf von uns unter den ersten Sieben – das war ein Superergebnis, an das ich sehr gerne zurück denke.“

Lillehammer

„Lillehammer ist für mich fast Neuland. Ich bin dort erst einen einzigen Weltcup gelaufen und auch das war ein Volkslauf, der Birkebeiner, der in den Weltcup mit eingeflossen ist. Start in Rena, Ziel in Lillehammer, 54 Kilometer klassisch. Damals war ich 21 und bin Zehnter geworden. Meine erste Top-Ten Platzierung der Karriere. Von daher: Ein besonderer Weltcup.“

Davos

„Davos ist aufgrund seiner Lage immer relativ schwierig. Die Strecke liegt zwischen 1000 und 1500 Metern, genau zwischen Alpennordseite und Alpensüdseite. Ich habe dort bisher sehr gute aber auch sehr schlechte Rennen. Da spielt die Tagesform immer eine große Rolle. Dieses Jahr starten wir im Einzelstart über 30 Kilometer im Skating. Das wird auf jeden Fall ein monotones Rennen.

Asiago

„Asiago ist nur selten im Weltcup, war aber auch schon bei der Tour de Ski ein Stopp. Ein klassischer Weltcuport für Sprintrennen. Mit Asiago verbinde ich gute Erinnerungen. Hier habe ich mal den Vierten im Teamsprint gemacht. Außerdem sind hier immer viele Zuschauer. Ich freue mich schon sehr auf diesen Weltcup.“

Oberhof (Tour de Ski)

Ich als Oberhofer bin hier natürlich besonders motiviert. Ich freue mich wahnsinnig auf die Rennen vor heimischem Publikum, vor der Familie, vor Freunden. Die Atmosphäre hier ist einfach einmalig. Solche Zuschauermassen, die hier auch zu den Langlaufrennen kommen, hat man nur selten im Weltcup. Das wird ein emotionales Rennen. Und auch von den Strecken her ist Oberhof sehr besonders, mit einer der schwersten Weltcups.

Lenzerheide (Tour de Ski)

Lenzerheide ist neu im Programm, ich bin selbst auch nie dort einen Weltcup gefahren. Also eine echte Premiere. Aber bisher war es immer schön in der Schweiz einen Weltcup zu laufen. Schade für die Schweizer, dass ihr Landsmann Dario Cologna sich so schwer verletzt hat, dass er nicht bei der Tour starten kann.

Cortina-Toblach (Tour de Ski)

„Das ist einer der schwersten Weltcups. Es ist die Überführungsetappe der Tour, 37 Kilometer lang. Da wird immer ein extrem hohes Tempo gelaufen, da versucht jeder nochmal Plätze gut zu machen. Ein sehr hartes und schnelles Rennen, vor dem ich jedes Jahr wieder Respekt habe. Vor allem auch, weil das Material stimmen muss. Oft hat man in Cortina Plusgrade und in Toblach dann Minusgrade. Das ist ein besonderes Rennen, da es einmalig ist und fast schon wie ein Radrennen abläuft.“

Val di Fiemme (Tour de Ski)

„Val di Fiemme gehört zu meinen Lieblingsweltcups. Hier gibt’s auch sehr schwere Strecken. Ich bin schon gute Einzelplatzierungen gelaufen, auch auf’s Podest. Besonders hart ist natürlich auch immer der Aufstieg auf die Alpe Cermis, das ist der Wahnsinn. Wenn ich daran denke, habe ich jetzt schon ein mulmiges Gefühl. Ich habe enormen Respekt vor diesem letzten Tourtag, wenn man sich drei Kilometer den Alpinhang hochkämpft. Das ist ein einmaliges Rennen. Eigentlich ist es gar kein richtiges Langlaufrennen. Das ist schon mehr Skibergsteigen. Aber man schleppt sich irgendwie hoch und ist dann sehr glücklich, wenn man oben ankommt. Von Jahr zu Jahr sind es auch immer mehr Zuschauer geworden, die am Hang stehen und einen hochpeitschen. Das ist unsere Alpe d’Huez.“

Nove Mesto

„Ein Weltcup mit sehr großer Tradition. Nove Mesto war auch schon öfter Stopp der Tour de Ski. Schwierig sind hier immer die Schneebedingungen. Es ist typischer Mittelgebirgsschnee, viel Naturschnee, wenig Kunstschnee. Dadurch werden die Rennen auch immer ein bisschen zur Wachslotterie.“

Szklarska Por?ba

Szklarska Por?ba war vor zwei Jahren zum ersten Mal im Weltcup dabei. Das ist ein bisschen der Weltcup von Jystina Kowalczyk, die von dort kommt. Ihr zu liebe hat man gesagt, ok, wir gehen mal wieder nach Polen und veranstalten dort einen Wettkampf. Die Polen sind ja extreme Wintersportfans, das kennt man vom Skispringen. Und das ist in Sachen Kowalczyk das gleiche. Die pilgern nur wegen ihr an die Strecke. Insgesamt ein stimmungsreicher Weltcup, der klassisch gelaufen wird.“

Toblach

„Der letzte Weltcup vor Olympia, die absolute Generalprobe. Da wird man sehen, wer was drauf hat. Die Region zählt absolut zu meinen Lieblingslanglaufgebieten. Wir waren hier sehr oft im Trainingslager und zur Vorbereitung vor Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen. Auch auf Sotschi werden wir uns hier vorbereiten. Landschaftlich ist Toblach ein absoluter Traum, mit das schönste, was es gibt. Ein ganz feiner Weltcuport.“

Sotschi Olympia 2014

„Wir waren letztes Jahr das erste Mal dort. Das schwierige an Sotschi ist ganz klar die Höhenlage, die Strecke liegt auf 1500 Metern. Zudem sind die Strecken sau schwer, mit langen Anstiegen, und auf jeden Fall olympiareif. Das große Fragezeichen steht hinter Wetter und Schnee. Durch den Meereseinfluss kann man dort sehr viel Schnee haben, aber auch sehr viel Regen oder einfach nur Kälte. Und das kann innerhalb von wenigen Stunden wechseln. Es wird auf jeden Fall eine Wachslotterie und ich bin mir sicher, es wird bei den Olympischen Spielen auf definitiv Überraschungen geben.“

Lahti

„Lahti ist jedes Jahr im Programm. Der Weltcup leitet die traditionelle Skandinavientour am Ende jeder Weltcupsaison ein. Lahti ist für mich ein besonderer Ort. Hier war mein allererster Weltcup, hier habe ich zum ersten Mal an einer Weltmeisterschaft teilgenommen und hier habe ich meine erste Medaille gewonnen. Das sagt eigentlich schon alles. Hier bin ich doch immer sehr positiv gestimmt. Kleine und schöne Besonderheit: Das Stadion ist mitten in der Stadt. Im Sommer wird hier Fußball gespielt, im Winter kommen die Langläufer.“

Drammen

„Drammen ist ein Stadtsprint mit großer Tradition. Es kommen immer sehr, sehr viele Zuschauer. Ich selbst bin zwei Mal dort gestartet und sogar einmal in die Punkte gekommen, also 30. geworden. Das ist schon nicht schlecht für mich, da ich ja nicht unbedingt ein Sprinter bin.“

Oslo

„Oslo ist das Wimbledon für einen Langläufer, am Holmenkollen ist der Weltcup schlechthin. Viele Zuschauer, viel Tradition. Und jeder möchte natürlich auch mal beim König in der Königsloge stehen. Ich persönlich habe dort einmal den zweiten Platz gemacht. Das war wohl mein bester Weltcup der Karriere im Einzel. Da bin ich sehr, sehr stolz drauf.“

Falun

„Schöner Weltcuport mit vielen Zuschauern. Dort war ich zum ersten Mal in einem Einzelrennen auf dem Podium. Von daher ist auch Falun ein besonderer Ort für mich und ich freue mich jedes Jahr darauf. Wie in den letzten Jahren, ist auch dieses Mal dort das Weltcupfinale, mit den besten 50 Langläufern und sehr schweren Strecken. Bisher sieht mein Plan so aus, dass ich hier dann wirklich mein allerletztes Weltcuprennen bestreite.“

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