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Tauchen ohne Flasche – So faszinierend ist Apnoe-Tauchen

  • Christian Riedel
Apnoe-Tauchen ist Tauchen ohne Druckluftflaschen. Dabei bleiben die Sportler oft mehrere Minuten unter Wasser oder tauchen zig Meter nach unten. Was sich zunächst gefährlich anhört, ist in Wahrheit ein extrem entspannender und faszinierender Sport, sagt die deutsche Meisterin und erfahrene Tauchlehrerin Maike Münster.

netzathleten: Was ist denn für Dich das Faszinierende am Apnoe-Tauchen?
Maike Münster:
Für mich ist das Tauchen ohne Flasche ein Gefühl der Freiheit unter Wasser. Man gleitet mit nur einem Atemzug beinahe schwerelos durchs Wasser. Man spürt den Druck, fühlt das Wasser und spürt, wie der Druck immer größer wird, je tiefer man taucht. Dieses Gefühl ist viel intensiver als beim Tauchen mit einer Flasche. Auch wenn man nur auf dem Wasser liegt und sich treiben lässt, kann man das Wasser intensiver spüren und wird ruhiger. Man ist ungestört mit seinen Gedanken, man kommt mit sich ins Reine und wenn alles stimmig ist, kann man dabei wunderbar entspannen. Beim statischen Tauchen, also wenn man nur auf der Wasseroberfläche liegt, kann man herrlich loslassen und an etwas Schönes denken. Man spürt regelrecht die Faszination der Langsamkeit, die im krassen Kontrast zu unserer Hektik im Alltag steht, da man nicht auf die Uhr schauen muss, sondern die Zeit wird hierbei nur durch unser Gefühl bestimmt. Ohne schweres Equipment ist man alleine mit sich und seinen Gefühlen. Weil es nie gleiche Momente gibt, ist auch jeder Tauchgang nie wie der vorherige. Eine weitere Faszination beim Apnoetauchen ist, dass man näher an die Unterwassertiere heran kommt. Wir produzieren keine Blasen oder Geräusche, große Fischschwärme zeigen Interesse und Neugier und lassen uns in ihren Kreis hinein. Mein schönstes Erlebnis war eine Delfinschule, die mich in ihre Mitte aufgenommen hat. Jedes einzelne Tier hat mich begrüßt und ich durfte mit Ihnen gemeinsam durchs Meer gleiten. Ehrlich gesagt wäre ich gerne mit Ihnen weiter durch die Weltmeere gezogen, doch auch hier muss man sich im Griff haben und auftauchen, solche schönen Momente bleiben in tiefer Erinnerung haften. Apnoe ist mehr als nur unter Wasser zu sein, es ist besser. „Mittendrin statt nur dabei" zu sein bringt das Gefühl auf den Punkt. Natürlich ist immer ein Tauchpartner dabei, das erhöht den Spaß und bereichert uns mit gemeinsamen Erlebnissen immer wieder aufs Neue, aber es erhöht vor allen Dingen die Sicherheit beim Apnoetauchen

netzathleten: Dann ist Apnoetauchen also mehr Entspannung als Sport?
Maike Münster
: Es ist auf jeden Fall beides. Denn bei allem Schwebegefühl darf man nicht vergessen, dass der Körper vorher trainiert werden sollte, damit man so tauchen kann. Gerade was die Atmung und das Lungenvolumen angeht, ist Apnoe-Tauchen eine extreme Herausforderung. Zudem gibt es auch Wettkämpfe. Und die sind deutlich weniger entspannend, als wenn man just for fun mit seinen Freunden taucht.

netzathleten: Wenn Du von Wettkämpfen sprichst, welche Disziplinen gibt es dabei und welche sind für Anfänger am besten geeignet?
Maike Münster:
Wir unterscheiden zwischen statischem Apnoetauchen, Tieftauchen und Streckentauchen. Beim statischen Tauchen liegt man bäuchlings auf der Wasseroberfläche und versucht so lange es geht die Luft anzuhalten. Beim Tieftauchen haben wir ein konstantes Gewicht, also einen Bleigurt, der uns nicht nach unten zieht, aber mit einer geringen Bleimenge mit der wir noch bequem an der Oberfläche auf dem Wasser liegen können. Beim Streckentauchen geht es, wie der Name bereits sagt, darum, nur mit Muskelkraft eine möglichst weite Strecke unter Wasser zurück zu legen. Es gibt noch viele weitere Disziplinen mit und ohne Flossen etc.

netzathleten: So lange es geht die Luft anhalten, möglichst tief oder lange tauchen klingt irgendwie gefährlich. Ist Apnoetauchen auch gefährlich oder hört sich das nur so an?
Maike Münster:
Grundvoraussetzung beim Apnoetauchen ist, dass man seinen Körper kennen lernen muss. Da man keine Luft in der Flasche hat, lernt man intensiver auf seine innerste Stimmung zu achten. Ansonsten gilt das Gleiche wie bei fast jeder Sportart. Unfälle passieren nur, wenn man sich nicht an die Sicherheitsmaßnahmen hält und sich mehr zumutet, als man eigentlich in der Lage ist. Ich tauche seit 1988 und bilde auch Tauchlehrer aus und trainiere mit Anfängern, Fortgeschrittenen und Profis und hatte in all den Jahren keine gefährlichen Situationen. Man taucht nie alleine. Der Tauchbuddy, also der Sicherungstaucher, taucht mit und kontrolliert, ob auch wirklich alles in Ordnung ist. Im Fall der Fälle kann er schnell eingreifen und die erlernten Rettungsschritte einleiten.

netzathleten: Worin besteht denn dann die Gefahr, bzw. wer sollte besser nicht zum Apnoetauchen?
Maike Münster:
Im Prinzip kann jeder Apnoetauchen. Das ist auch das Schöne daran. Die Gefahr besteht eben nur darin, wenn man sich überschätzt und sich nicht an die Sicherheitsvorkehrungen hält. Dann kann es gefährlich werden. Das gilt auch, wenn man sich unwohl fühlt, erkältet ist oder den Druckausgleich nicht hin bekommt. Der Druckausgleich ist beim Apnoe-Tauchen ebenso wichtig wie beim Flaschentauchen. Hier sollte man nie etwas mit Gewalt versuchen. Klappt es mit dem Ausgleich nicht, taucht man etwas höher, damit der Umgebungsdruck niedriger wird, und versucht es noch mal. Klappt es immer noch nicht, muss man den Tauchgang abbrechen, da man sonst seine Gesundheit aufs Spiel setzt. Eine besondere Absicherung besteht noch beim statischen Tauchen. Hierbei macht man mit seinem Partner regelmäßige Checks und macht ein Zeichen aus, mit dem man signalisiert, dass alles OK ist.

Die wichtigste Voraussetzung ist eine gründliche tauchsportärztliche Untersuchung, die bei Tauchlehrern und Tauchbasen vorgelegt werden muss.

netzathleten: Wie kann der Sicherheitstaucher denn sonst sehen, dass dem Taucher die Luft ausgeht und woher weiß man selber, dass man an die Oberfläche zurückkehren sollte?
Maike Münster:
Selber spürt man, dass sich irgendwann der Atemreiz einstellt. Typisch ist dann auch das Zwerchfellzucken. Dieses „Zucken" kann der Sicherungstaucher schon während des Tauchganges beobachten und direkt nach dem Tauchgang an den Lippen sehen, ob der Taucher noch Luft gehabt hättet. Sind die Lippen rosa, ist alles ok, sind die Lippen blau, wurde es Zeit aufzutauchen.

netzathleten: Wie groß ist denn die Erleichterung, wenn man dann wieder auftaucht?
Maike Münster:
Erleichterung ist das falsche Wort, da Apnoetauchen ein sehr sicherer Sport ist. Zunächst einmal ist das Gefühl beim Auftauchen sehr schön, wenn es wieder heller und wärmer wird. Es fühlt sich richtig gut an, wenn man den Tauchpartner sieht, der am Seil wartet, und wir gemeinsam an die Oberfläche „schweben", denn man braucht sich nicht zu bewegen und wird extrem bequem an die Oberfläche durch den eigenen Anzugauftrieb gehievt. Sobald man dann den ersten Atemzug an der Oberfläche macht, durchströmt einen ein Glücksgefühl. Es ist, als wenn der Atemzug alle unguten Gefühle und Emotionen vertreibt. Aber man muss selber einmal ohne Druckluftflasche tauchen, um dieses Gefühl nachempfinden zu können. Aber bitte niemals alleine ausprobieren, hier gibt es mögliche tödliche Folgen. Such Dir am besten einen VDST Apnoetauchlehrer und lerne die Grundlage. Gefestigte Grundlagen lassen sich dann in kleinen Schritten immer besser ausbauen, Du wirst sicherer und hast immer wieder kleine Erfolgserlebnisse. Das macht es so spannend! Im Verband Deutscher Sporttaucher unter www.vdst.de gibt es unzählige Seminare und Ansprechpartner, die den Anfänger zu einen routinierten Apnoetaucher werden lassen.

Im November gibt es von und mit Maike einen 5 tägigen Workshop auf Fuerteventura es gibt noch freie Plätze! Der Spaß steht bei dieser Woche im Vordergrund sowie die Vermittlung von Theorie & Praxis & Medizin.

Ausschreibung und Erlebnisberichte vom Vorjahr findest Du unter www.deep-blue-diving.com

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