Interview mit Peter Runggaldier – Jedermann als Skirennfahrer Derk Hoberg

Interview mit Peter Runggaldier – Jedermann als Skirennfahrer

  • Derk Hoberg
Peter Runggaldier war 1991 Vizeweltmeister in der Abfahrt und gewann 94/95 den Gesamtweltcup im Super G. Seit dem Ende seiner Karriere gibt er sein Wissen an Hobby-Rennfahrer weiter. Der Südtiroler betreibt ein Skileistungszentrum in Gröden in den Dolomiten, bei dem Jedermann sich als Skirennfahrer ausprobieren kann.

 

netzathleten: Peter, Du bist vor 12 Jahren vom aktiven Ski-Rennsport zurückgetreten, betreibst nun ein Skileistungszentrum. Was muss man sich darunter vorstellen?
Peter Runggaldier: Mein Racing Camp ist in der Skischule Wolkenstein, die eigentlich eine traditionelle Skischule ist, integriert. Wir trainieren dort von jungen Kindern bis hin zu Senioren alle, die mal ein wenig Skirenn-Feeling erleben wollen. Aber wir coachen auch Hobby-Rennfahrer, die ein bis zwei Rennen pro Jahr fahren und sich hier den letzten Schliff holen wollen.

netzathleten: Normale Urlauber können also das erleben, was Du früher an jedem Rennwochenende hattest?
Peter Runggaldier: Ein wenig ist das so, ja. Wir stecken einen Parcours, der von der normalen Piste her nicht zugänglich ist. So haben wir eine eigene Rennstrecke, in die niemand anderes hineinkommt. Hin und wieder trainieren dort sogar Weltcup-Fahrer mit ihren eigenen Trainern, was für die Qualität unserer Piste spricht. Wir sprechen aber nicht nur Urlauber an, auch Firmen, Sportgruppen und angehende Skilehrer gehören zu unseren Kunden.

netzathleten: Wie sieht denn das Training genau aus, aus welchen Elementen besteht es?
Peter Runggaldier: Eine unserer Trainingseinheiten dauert drei Stunden und die Gruppengröße ist auf sechs Personen beschränkt. Da hat man ausreichend Zeit, an der Ski-Technik zu feilen. Dazu analysieren wir die einzelnen Läufe der Teilnehmer per Video. Dafür haben wir unten im Ziel eine kleine Hütte, in der wir dann den Lauf vorm Fernseher durchgehen und Tipps geben, wie die Fahrer ihre Zeit verbessern können. Anschließend geht es dann wieder auf die Piste, nachsehen, ob man sich wirklich verbessert.

netzathleten: Am Wochenende stehen das Abfahrtsrennen und der Super G hier in Gröden an, echte Klassiker im Weltcup. Schlägt in Dir noch immer das Rennfahrer-Herz?
Peter Runggaldier: Naja, ich habe zwar nach wie vor Spaß am Stangentraining, allerdings brauche ich keinen Wettbewerb mehr. Ich genieße nach wie vor das Skifahren, mag es aber inzwischen weitaus mehr, für mich alleine den Tiefschnee auszukosten, wenn es geschneit hat.

netzathleten: Wie war Deine Bilanz bei diesen Rennen?
Peter Runggaldier: Hier in meiner Heimat habe ich leider nie so gut abgeschnitten. Die Saslong-Piste ist eher etwas für Gleiter, was nie meine Stärke war.

netzathleten: Der Ski-Rennsport befindet sich im stetigen Wandel, alleine schon durch die Veränderungen des Materials. Was sind denn die gravierendsten Änderungen Deiner Meinung nach, seitdem Du im Jahr 2000 Deine Karriere beendet hast?

Peter Runggaldier: In den Speed-Disziplinen ist mir alles zu glatt geworden. Die Strecken werden inzwischen so präzise gesteckt, dass viel an Reiz verloren geht. Sicherheit ist wichtig, das geht vor und da habe ich auch Verständnis dafür. Allerdings wird da meiner Meinung nach übertrieben. Es gibt nur noch wenige Strecken heutzutage, die noch naturbelassen und damit eine echte Herausforderung sind, wie Beaver Creek zum Beispiel. Solche, wo man beim Fahren nicht mal weiß, ob die Ski noch dran sind oder nicht.

netzathleten: Liegt das nur an den Geschwindigkeiten, die in den Speed-Disziplinen erreicht werden?

Peter Runggaldier: Nun, der Weltskiverband FIS wünscht sich eigentlich Spektakel, will aber gleichzeitig jegliches Risiko ausschließen. Das ist nicht vereinbar. Da werden spektakuläre Sprünge entschärft, an denen 99 Prozent der Athleten keine Probleme hatten. Einer hatte aber zu kämpfen, also wird die Kuppe abgetragen. Die Folge ist, dass man die, nun mehr nur noch minimalen, Fehler eines Läufers im Fernsehen kaum noch erkennt. Man weiß gar nicht, wo er Zeit verliert. Spektakel sieht anders aus, finde ich.

netzathleten: Weißt Du, wie die aktuellen Athleten zu diesem Thema stehen?
Peter Runggaldier: Ich weiß nicht, vielleicht gibt es derzeit überwiegend gute Gleiter, denen es gefällt, wenn es so seicht dahin geht. Ich war wie gesagt nie ein guter Gleiter( lacht).

netzathleten: Vielen Dank für das Gespräch Peter.

Mehr Informationen zu Peter Runggaldiers Leistungszentrum findet Ihr hier: Skischule Wolkenstein

 

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