Das Spiel mit dem Sport: Filmkritik zu Dirty Games W-film / Benjamin Best Productions

Das Spiel mit dem Sport: Filmkritik zu Dirty Games

Die Europameisterschaft und die Olympischen Spiele stehen vor der Tür – mit ihnen ein unangenehmer Begleiter: Dirty Games. Darin beleuchtet Journalist Benjamin Best erschütternde Vorfälle aus der Sportwelt. Unsere Filmkritik.
Die Fifa ist jüngst zum Synonym für Korruption und Bestechung geworden. Spätestens seitdem ist klar: Betrug und Ausbeutung regieren den internationalen Spitzensport. Und genau diesen Fällen widmet sich Benjamin Best in Dirty Games.

Ein Rundumschlag im Leichenkeller des Spitzensports  

Die Dramatik des Inhalts wird gleich zu Beginn deutlich: Sie manifestiert sich in einer Montage, die bekannte Szenen über den Korruptionsskandal der Fifa zeigen. Es folgen Berichte über Lügen und Finanztricks und vor allem: über Einzelschicksale. Best lässt die zu Wort kommen, die sonst keine Stimme haben. Zum Beispiel einen Bar-Betreiber in Rio de Janeiro, der sich vor der Fußball-WM 2014 in Brasilien gegen den Abriss seines Wohnviertels wehrte und schlussendlich als Verlierer im eigenen Haus saß – das Viertel sollte einem Parkplatz weichen. Inzwischen versammeln sich hier Drogenjunkies. Dann die erschütternde Prognose eines Menschenrechtlers: 4000 tote Gastarbeiter auf Katars Baustellen werden bis zur WM 2022 erwartet.

Bild: W-film/Benjamin Best Productions; Fast täglich treffen in Kathmandu Särge mit toten Gastarbeitern aus Katar ein.


Doch es ist nicht nur der Fußball, mit dem sich Bests Film beschäftigt. Auch das Vergabe-System der Olympischen Spiele, Betrugsfälle in der NBA und beim Boxen kommen auf den Tisch. Klar wird: Für große Sport-Events wie die Olympischen Spiele treten Gesetze scheinbar außer Kraft, damit diese überhaupt stattfinden können. Ohne Rücksicht auf Verluste; und seien es Menschenleben. Im weiteren Verlauf erzählt ein ehemaliger Boxmanager von hunderten manipulierten Profikämpfen, ein Profischiedsrichter im nächsten Atemzug von manipulierten Sportwetten in der NBA.

Fazit

Bests Dokumentation deckt vielleicht nicht zwingend Neues auf; (erneut) wach rütteln tut sie aber allemal. Es gibt jedoch auch eine Schwachstelle: Die Darstellung präsentiert sich als ausnahmslos einseitig. So kommen angeklagte Funktionäre zum Beispiel nicht zu Wort.

Ob der Film das Publikum kurz vor Beginn der Europameisterschaft und den Olympischen Spielen erreichen wird, ist fraglich – zu groß ist die Vorfreude auf die Mega-Events. Wer möchte sich schon vor einem Fest die Stimmung vermiesen lassen? Wer sich Dirty Games trotzdem ansieht, muss wohl oder übel in Kauf nehmen, dass der Sport danach nicht länger einfach nur Sport sein wird.

Dirty Games startet am 2. Juni 2016 in ausgewählten Kinos.


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